Gibraltar-Abkommen Spanier und Briten einigen sich
18.09.2006, 18:14 UhrIn einem als "historisch" eingestuften Übereinkommen haben Spanien und Großbritannien am Montag eine Serie von Erleichterungen für die britische Besitzung Gibraltar vereinbart. Dazu gehören beschleunigte Grenzkontrollen, ein Ausbau der Telefonverbindungen und eine gemeinsame Nutzung des Flughafens der Kolonie durch Briten und Spanier. Der seit über 300 Jahren währende Streit zwischen London und Madrid über die Frage der Souveränität Gibraltars wurde mit der Vereinbarung jedoch nicht beigelegt.
Diese Frage war bei den Verhandlungen ausgeklammert worden. Der spanische Außenminister Miguel Angel Moratinos, der britische Europaminister Geoff Hoon und Gibraltars Regierungschef Peter Caruana kamen in Crdoba (Südspanien) überein, durch konkrete Vereinbarungen die Lebensumstände der 30.000 Bewohner des Felsvorsprungs im Süden der Iberischen Halbinsel zu verbessern.
Am Grenzübergang zwischen Spanien und der britischen Kronkolonie sollen die Wartezeiten drastisch verkürzt werden. Madrid wird künftig zulassen, dass Gibraltar nicht nur von Großbritannien, sondern auch von anderen Ländern aus angeflogen werden darf. Dafür dürfen die Spanier den Flughafen der britischen Besitzung wie einen inländischen Airport mitbenutzen, ohne durch den britischen Zoll zu müssen.
Das spanische Cervantes-Kulturinstitut wird zudem eine Niederlassung in Gibraltar eröffnen. Damit wird Spanien erstmals mal wieder mit einer staatlichen Institution auf dem "Affenfelsen" vertreten sein, seit der Diktator Francisco Franco (1939-1975) im Jahr 1954 das spanische Konsulat geschlossen hatte.
Großbritannien hatte 1704 die Wirren des spanischen Erbfolgekriegs zur Eroberung des strategisch wichtigen Felsens genutzt. 1713 wurde die Zugehörigkeit Gibraltars zu Großbritannien im Vertrag von Utrecht bestätigt. Spanien betrachtet dies als Unrecht und erhebt Anspruch auf das 6,5 Quadratkilometer große Territorium. Daran hat sich auch mit dem jetzigen Übereinkommen nichts geändert.
Madrid war 2002 mit einem Vorstoß gescheitert, London zu einer geteilten Souveränität zu bewegen. In einem offiziell nicht anerkannten Referendum sprachen sich damals 99 Prozent der Bewohner Gibraltars für die Zugehörigkeit zu Großbritannien aus.
Quelle: ntv.de