Spendierfreudig wie nie Sportler im US-Wahlkampf
13.10.2008, 12:11 UhrSie sind Idole und Identifikationsfiguren, die Millionen verdienen und Millionen begeistern. Ihr Wort hat Gewicht bei Fans und Fachpresse. In Sachen Präsidentschafts-Wahlkampf waren Footballer, Baseballer, Basketballer und Eishockey-Profis in der Vergangenheit jedoch oft schweigsam oder gaben sich neutral. Das politische Tagesgeschehen war bei Amerikas Ausnahme-Athleten ungefähr so populär wie eine Vizemeisterschaft oder die Ersatzbank. Bestes Beispiel war Michael Jordan. Der Basketball-Superstar weigerte sich 1990 in seinem Bundesstaat North Carolina den farbigen demokratischen Kandidaten Harvey Gantt zu unterstützen und begründete dies damit, dass schließlich auch Republikaner seine Sportschuhe kaufen würden.
Eine derartige Zurückhaltung gibt es im diesjährigen Wahlkampf nicht mehr. Zahlreiche prominente Profis geben sich auf die Fragen "Barack Obama oder John McCain?", "Demokraten oder Republikaner?" genauso offensiv, wie auf bewährtem Terrain in den großen Arenen. Und wer nichts sagt, lässt Zahlen sprechen und spendet, um so den Wahlkampf des Lieblingskandidaten zu unterstützen. So flossen bisher rund 450.000 Dollar von Sportlern auf beide Parteikonten - so viel, wie nie zuvor.
20.000 Dollar für Obama
Während das Gros des Geldes in der Vergangenheit den Republikanern zukam, da diese geringe Steuersätze für Besserverdienende garantieren, ist das Sponsoring diesmal nahezu ausgeglichen. Knapp 55 Prozent der Spenden entfielen bisher auf McCain, 45 Prozent auf Obama, der besonders von vielen farbigen Athleten unterstützt wird. So ließ ihm Ausnahme-Basketballer LeBron James von den Cleveland Cavaliers 20.000 Dollar zukommen. Ähnliche Ängste wie einst Michael Jordan müsse James, der dank eines lukrativen Schuhvertrages von Nike 90 Millionen Dollar bekommt, deshalb jedoch nicht haben, sagt Marketing-Experte Bob Dorfman von der Firma "Baker Street Partners" in San Francisco.
"Wenn man jemanden unterstützen will, ist Obama eine gute Wahl. Er ist der Kandidat der Jugend, des Wechsels und er ist ein Liebling der Medien. Deshalb sehe ich nichts, was schädlich für LeBron sein könnte, wenn er auf Obamas Seite ist." Der Senator von Illinois hat seine stärksten Sponsoren in der NBA. Dies ist keine Überraschung. Zum einen war der 47-Jährige früher selbst Basketballer und führte das Punahou-Highschool-Team in seiner Heimat Hawaii 1979 zur Meisterschaft im Bundesstaat.
"Schwarzer" und "weißer" Sport
Zum anderen gilt Basketball in den USA als "Sport der Schwarzen". 76 Prozent aller NBA-Profis sind Afro-Amerikaner. So überwies unter anderem der Liga-Verband 24.360 Dollar an Obama, NBA-Boss David Stern spendete mit seiner Ehefrau 9200 Dollar. Und ehemalige Stars wie Kareem Abdul-Jabbar, Charles Barkley oder Michael Jordan gelten ebenso als große Befürworter des demokratischen Kandidaten wie Golfprofi Tiger Woods und Boxlegende Muhammad Ali. McCain kann hingegen mit reichlich Stimmen aus dem Eishockey-Lager, dem sogenannten "weißen Sport" rechnen. Eine Umfrage der Zeitschrift "Sports Illustrated" ergab, dass die NHL-Kufencracks, von denen in der Vorsaison nur ein Dutzend Afro-Amerikaner waren, mit 4:1 für den Republikaner votieren würden.
Auch die Bosse und Besitzer der Football-Clubs tendieren zum 72- Jährigen. Auf dem Feld hingegen geht es eher demokratisch zu. Ex-Profi Jack Brewer gründete die Initiative "NFL Players for Obama" und fand in den Umkleidekabinen der 32 Clubs, wo 67 Prozent aller Spieler Schwarze sind, reichlich Gehör. Bei den Baseballern ist die Stimmenlage verteilt. Sowohl Obama als auch McCain finden mit ihren Vorhaben, illegale Substanzen in der als Doping-Liga verspotteten MLB vehement zu bekämpfen, in den Führungsetagen der Clubs reichlich Unterstützung.
Quelle: ntv.de, Von Heiko Oldörp, dpa