Terrorverdächtige bereits bekannt Spur führt nach Afghanistan
10.09.2011, 09:37 Uhr
Polizisten fahren schwer bewaffnet die Verdächtigen in die Haftanstalt Moabit.
(Foto: dpa)
Die in Berlin festgenommenen Anschlagsverdächtigen sollen Mitglieder einer Terrorgruppe aus Afghanistan sein. Einen von beiden haben die Staatsschützer bereits vor zwei Jahren ins Visier genommen. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sieht derweil keinen Grund, die Ermittlungen zu übernehmen.
Die beiden in Berlin verhafteten Terrorverdächtigen gehören nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" offenbar zum Umfeld terroristischer Gruppen in Afghanistan. Den 24 Jahre alten Deutschen libanesischer Herkunft hätten die Sicherheitsbehörden bereits vor zwei Jahren auf dem Flughafen Tegel an der Ausreise in den Iran gehindert und ihm seinen Pass entzogen, berichtete das Blatt. Die Staatsschützer seien davon ausgegangen, dass er sich bewaffneten Gruppen in Afghanistan habe anschließen wollen.
Mitglied von "Deutschen Taliban-Mudschahidin"
Nach Angaben eines Zeugen könne man den Mann zur sogenannten Berliner Gruppe von Islamisten zählen, die die in Afghanistan aktiven "Deutschen Taliban-Mudschahidin" unterstützten, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf Ermittlungsakten. Der 24-Jährige habe zudem gute Kontakte zu zwei Berlinern gehabt, die zu Haftstrafen wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland verurteilt wurden.
Im Fall des zweiten Festgenommenen, eines 28-Jährigen aus dem Gaza-Streifen, gehen die Ermittler laut "Spiegel" Hinweisen nach, wonach er in einem Terrorlager am Hindukusch ausgebildet worden sei und mit einem bekannten Schleuser in Iran in Kontakt gestanden habe. Die beiden Männer stehen in dem Verdacht, sich gemeinsam Chemikalien für den Bau einer Bombe besorgt zu haben. Gegen beide erging am Freitagabend Haftbefehl.
Bundesanwaltschaft übernimmt nicht
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sieht auch nach Erlass der Haftbefehle gegen die beiden Terrorverdächtigen keinen Grund, die Ermittlungen zu übernehmen. Ein Sprecher sagte, bislang habe sein Haus die besondere Bedeutung des Falles nicht festgestellt. Nur dann würde seine Behörde ermitteln. Das Vorliegen einer sogenannten schwerwiegenden staatsgefährdenden Straftat allein reiche nicht aus. Die besondere Bedeutung festzustellen, obliegt der Bundesanwaltschaft.
Unterdessen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gefordert, mit der Wachsamkeit in Deutschland nicht nachzulassen. Die Festnahme der beiden Männer zeige, "dass der Terrorismus weiterhin eine sehr reale Bedrohung darstellt", sagte Merkel dem "Berliner Tagesspiegel am Sonntag". Sie würdigte die Leistung der Sicherheitsbehörden. Diese hätten "in guter nationaler und internationaler Zusammenarbeit" eine mögliche Gefahr für die Bürger erkannt und dann "konsequent gehandelt".
Quelle: ntv.de, dpa