Gesunkenes Kriegsschiff Spuren belasten Nordkorea
18.05.2010, 15:41 UhrWas brachte das südkoreanische Kriegsschiff "Cheonan" zum Untergang? Zwei Monate nach der rätselhaften Havarie ist das Rätsel offenbar gelöst. Es gibt eindeutige Hinweise, dass Nordkorea seine Hände im Spiel hatte - heißt es aus Seoul.

Südkorea setzt alles daran, um den Untergang des Schiffes - bei dem 46 Menschen ums Leben kamen - aufzuklären.
(Foto: REUTERS)
Südkorea hat fast zwei Monate nach dem Untergang eines seiner Kriegsschiffe nach Medienberichten weitere Indizien für eine Verwicklung Nordkoreas in den Zwischenfall. Die Analyse von Metallfragmenten und Sprengstoffspuren am Wrack habe einen "entscheidenden Beleg" für den Angriff mit einem nordkoreanischen Torpedo geliefert, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap einen ranghohen Militärvertreter. Die Ergebnisse der Untersuchungen zum Untergang der 1200-Tonnen-Korvette am 26. März nahe der innerkoreanischen Seegrenze im Gelben Meer sollen am Donnerstag veröffentlicht werden.
US-Präsident Barack Obama gab unterdessen dem südkoreanischen Präsidenten Lee Myung Bak Rückendeckung für den Umgang mit dem Zwischenfall. US-Außenministerin Hillary Clinton soll nach Angaben des Weißen Hauses zudem in der nächsten Woche nach Seoul reisen, um die Folgen des Untergangs zu erörtern.
Die Rückstände des Explosivstoffs am Schiffswrack seien in ihrer Zusammensetzung mit einer Substanz identisch, die vor sieben Jahren in einem nordkoreanischen Torpedo-Irrläufer gefunden worden sei, hieß es. Nach einem Bericht des Rundfunksenders KBS wurden auch Metallteile gefunden, die von einem Torpedoruder stammen könnten.
Obama vertraut Seoul
"Obama sagte Lee, dass er Seoul vollständig vertraue und seinen Umgang mit dem Zwischenfall unterstütze", teilte das Präsidialamt in Seoul nach einem Telefonat der beiden mit. Ohne Nordkorea direkt wegen des Untergangs zu beschuldigen, riefen beide Seiten das kommunistische Land auf, "das kriegerische Verhalten gegenüber seinen Nachbarn einzustellen". Durch den Schiffsuntergang haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel verschärft. Nordkorea weist den Verdacht zurück, das Schiff versenkt zu haben.
Nordkorea kündigte unterdessen überraschend eine zweite Sitzung seines Parlaments an. Die Deputierten der Obersten Volksversammlung kommen nach Angaben staatlicher Medien am 7. Juni in Pjöngjang zusammen. Gründe für diese zweite Sitzung innerhalb von zwei Monaten wurden nicht genannt. Diese Sitzungen finden normalerweise nur ein- oder zweimal jährlich statt und dienen weitgehend dazu, Beschlüsse der Arbeiterpartei zu ratifizieren. Südkoreanische Medien spekulierten, die Sitzung könnte mit dem jüngsten Besuch von Machthaber Kim Jong Il in China, mit den neuen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel oder Plänen für eine Machtübertragung an einen der Söhne Kims zusammenhängen.
Quelle: ntv.de, dpa