Viel mehr Opfer als angenommen Staat unterschätzt rechte Gewalt
20.03.2013, 17:14 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie viele Menschen sterben an den Folgen rechtsextremer Straftaten? Laut Bundesregierung waren es seit der Wiedervereinigung 63. Journalisten haben nun aufgrund rund 90 weitere Fälle ermittelt, die in der Statistik nicht auftauchen. Vor allem in den 1990er Jahren seien rechtsextreme Hintergründe von Verbrechen vertuscht worden.
Die Redaktionen von "Tagesspiegel", "Zeit" und "Zeit Online" werfen Polizisten und Justizbeamten in Deutschland vor, die rechtsextremen Hintergründe von Gewalttaten oft nicht zu erkennen. Ihren eigenen Recherchen zufolge sind seit der Wiedervereinigung 152 Menschen durch rechtsextrem motivierte Gewalt gestorben – mehr als doppelt so viele, wie in der offiziellen Statistik ausgewiesen. Diese spricht von 63 Todesopfern.
Es seien Hunderte Lokalzeitungsartikel und Gerichtsurteile gesichtet worden, außerdem hätten die Journalisten mit Hinterbliebenen, Anwälten und Strafverfolgern gesprochen.
"Vielerorts gibt es noch Polizei- und Justizbeamte, die einschlägige Taten nicht erkennen oder sich nicht mit den Motiven befassen mögen", schreiben die Zeitungen. Vor allem in den neunziger Jahren habe es Scheu gegeben, rechte Gewalt auch als solche zu benennen. Die Zeitungen sprechen von "Vertuschung".
Ein generelles Problem sei es, dass die Einschätzung, ob eine Tat einen rechtsradikalen Hintergrund habe, oft schon zu Beginn der Ermittlungen getroffen werde. Wenn sich später im Gerichtsverfahren ein rechtsradikaler Hintergrund herausstelle, werde der Fall dennoch nicht in die Statistik aufgenommen.
Quelle: ntv.de, che