Politik

Gefechte mit Dutzenden Toten Stämme kämpfen in Libyen

Das neue Libyen kommt nicht zur Ruhe. In der Wüstenstadt Sebha flammt ein Konflikt zwischen Angehörigen der schwarzafrikanischen Tabu und arabischen Stämmen wieder auf. Bei den Kämpfen sterben zahlreiche Menschen.

Verwundete Kämpfer werden im Krankenhaus von Sebha behandelt.

Verwundete Kämpfer werden im Krankenhaus von Sebha behandelt.

(Foto: REUTERS)

Bei Gefechten zwischen Angehörigen arabischer und afrikanischer Stämme in der libyschen Wüstenstadt Sebha sind nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Dschasira 37 Menschen getötet worden. Der TV-Sender berichtete zudem von 120 Verletzten.

Augenzeugen und Vertreter der lokalen Revolutionsräte erklärten, nach einem Autodiebstahl sei am Montag ein Konflikt zwischen Angehörigen des Stammes der Tabu sowie zwei arabischen Stämmen entbrannt. Ein Schlichtungsversuch sei am Montagabend gescheitert. Die Kämpfe hätten am Dienstagmorgen wieder begonnen. Verbände von "Revolutionären" aus anderen Städten hätten sich inzwischen auf den Weg in die Oasenstadt gemacht.

Die neue Zentralregierung in Libyen konnte bislang ihren Machtanspruch nicht flächendeckend durchsetzen. Große Teile des Landes werden von Stämmen oder Milizen kontrolliert.

Vorwurf der "ethnischen Säuberung"

Der Anführer der Tabu, Issa Abdelmadschid Mansur, warf den libyschen Behörden vor, Flugzeuge und Panzer gegen die Tabu einzusetzen. Er sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gebe einen Plan zur "ethnischen Säuberung" gegen seinen Stamm. Notfalls werde sein Volk eine "internationale Intervention" fordern und sich für einen unabhängigen Staat "wie der Südsudan" einsetzen. Mansur war ein Gegner des gestürzten Machthabers Muammar al-Gaddafi. Der nun regierende Übergangsrat sei aber nicht anders als Gaddafi, sagte Mansur. Das Problem habe sich inzwischen von einem "Stammeskonflikt zu einem Rassenkonflikt" gewandelt.

Gegenüber dem libyschen Fernsehen beklagten sich Augenzeugen über die aus ihrer Sicht mangelhafte Unterstützung durch die Übergangsregierung. Der für die nationale Sicherheit in Sebha zuständige Oberst Mohammed Bussif erklärte, die Lage in der Stadt sei "dramatisch". Der Vertreter von Sebha im Nationalen Übergangsrat sagte dem Fernsehsender Libya Al-Hurra, er trete aus Protest gegen die "Passivität" und "Reaktionslosigkeit" der Regierung zurück. Sebha hatte zu den letzten Hochburgen des alten Regimes gehört.

Bereits vor der Revolution, die 2011 die 42-jährige Herrschaft von Gaddafi in Libyen beendet hatte, gab es mehrfach Proteste von Angehörigen des Stammes der Tabu, deren Häuser in der südlichen Oasenstadt Al-Kufra zerstört worden waren. Im vergangenen Monat hatte es auch in Al-Kufra bewaffnete Auseinandersetzungen gegeben. Sowohl in Al-Kufra als auch in Sebha hieß es vonseiten der lokalen Revolutionskomitees, die Angreifer hätten Unterstützung aus dem Tschad und aus Niger erhalten.

Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa

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