Politik

Freund verpfiffen Stasi-Beauftragter tritt zurück

Den Stasi-Beauftragten von Sachsen-Anhalt, Ruden, hat nun selbst der lange Schatten der DDR-Staatssicherheit eingeholt. Vor rund 40 Jahren hat Ruden in einem Stasi-Verhör einen Schulfreund angeschwärzt.

Es sei ihm peinlich, so Ruden (Archivaufnahme).

Es sei ihm peinlich, so Ruden (Archivaufnahme).

(Foto: dpa)

Der Stasi-Beauftragten von Sachsen-Anhalt, Gerhard Ruden, ist stasibelastet. Der 63-Jährige trat von seinem Amt zurück, weil er vor rund 40 Jahren in einem Stasi-Verhör einen Schulfreund angeschwärzt hatte. Der Fall war erst wenige Stunden zuvor bekanntgeworden. Der Schulfreund war im April 1969 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ruden räumte ein, dass der Mann wegen seiner Aussage womöglich "ein halbes Jahr zusätzlich" bekommen habe.

Er habe dem Bekannten, der wegen versuchter Republikflucht verurteilt wurde, unter anderem "Uneinsichtigkeit gegenüber Maßnahmen der DDR" bescheinigt. "Unter demokratischen Umständen hätte ich das nicht sagen dürfen, aber die Umstände waren andere", sagte Ruden. "Um den Opfern (der SED-Diktatur) auch weiterhin gerade ins Gesicht schauen zu können, stelle ich mein Amt zur Verfügung", sagte Ruden dem MDR.

Zuvor hatte der 63-Jährige aus allen Parteien heftige Kritik auf sich gezogen. "Es ist unglaublich, mit welcher Kaltschnäuzigkeit und Ignoranz Herr Ruden über diese Angelegenheit hinweggeht", sagte SPD-Landeschefin Katrin Budde. Auch Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) äußerte sich kritisch. Rudens damaliges Verhalten sei in Verbindung mit seinem Amt "schwer zu verdauen".

Seine Aussagen von 1968, über die die "Magdeburger Volksstimme" ausführlich berichtete, bezeichnete Ruden als "peinlich" und "belastend". Er habe das Protokoll aber unterschrieben, "weil es nicht ganz unwahr war, was da drinsteht", sagte Ruden. Ruden war 2002 für die CDU in den Landtag eingezogen, ehe das Parlament ihn 2005 zum Stasi-Beauftragten wählte. Seine fünfjährige Amtszeit wäre regulär im Juni zu Ende gegangen.

Quelle: ntv.de, dpa

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