Nach der Schlappe Steigt Roth aus?
11.11.2012, 15:34 Uhr
Claudia Roth düfte nach all den Jahren mächtig enttäuscht sein.
(Foto: dapd)
Es war eine schwere Schlappe für Parteichefin Roth. Die Grünen wollen sie nicht als Spitzenkandidatin für den Wahlkampf. Roth kündigt nun eine Erklärung an. Inhalt: offen. Das neue Spitzenduo der Grünen will unterdessen einen Kampf um die bürgerliche Mitte führen.
Parteichefin Claudia Roth denkt nach ihrem schlechten Abschneiden bei der Urwahl der Grünen an Rückzug. An diesem Montagmorgen um 8 Uhr will sie bekanntgeben, ob sie erneut für ihr Amt kandidiert. Anschließend findet in Berlin eine Bundesvorstandssitzung statt.
Die Wahl der Vorsitzenden findet bereits am Samstag auf dem Parteitag in Hannover statt. Roth hatte mit nur 26,2 Prozent am schlechtesten von den vier bekannten Bewerbern abgeschnitten. Am Sonntag mehrten sich die Solidaritätsbekundungen von Grünen-Politikern an Roth. Eine andere Kandidatin ist nicht in Sicht.

Künftig wird es wohl öfter gemeinsame Auftritte geben: Trittin und Göring-Eckardt in Berlin.
(Foto: dpa)
Es sei offen, wie Roth sich entscheide, hieß es in Parteikreisen. Die Parteilinke könnte gestützt auf auch interne Bitten hochrangiger Grüner - auch von den Realos - weitermachen. Roth habe sich mit Mitarbeitern getroffen und viel telefoniert, hieß es. Auf dem Parteitag könnte sie wohl auf ein gutes Ergebnis hoffen - oder sie könnte wegen der bitteren Niederlage aufgeben.
Nach ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin der Grünen an der Seite des Parteilinken Jürgen Trittin will Katrin Göring-Eckardt um die bürgerliche Mitte kämpfen. In der ARD sagte die Bundestagsvizepräsidentin: "Wir wollen die bürgerliche Mitte, wenn man sie so nennen will, niemand anderem überlassen." Für die Bundestagswahl im nächsten Jahr gab sie Rot-Grün als Ziel aus. Mit der SPD hätten die Grünen an vielen Stellen Berührungspunkte und Übereinstimmungen. Die Frage, ob sie jetzt auch für den Parteivorsitz der Grünen kandidieren wolle, verneinte sie.
Die aus Thüringen stammende Politikerin glaubt, dass ihre Spitzenkandidatur das grüne Wahlergebnis in Ostdeutschland verbessern kann. "Als Ostdeutsche weiß ich, dass sich viele Menschen dort gerne mit Ostdeutschen identifizieren. Meine Wahl zur Spitzenkandidatin wird den Grünen beim Wahlergebnis im Osten helfen", sagte Göring-Eckhardt.
Künast verspricht Unterstützung
Grünen-Fraktionschefin Renate Künast, die es bei der Urwahl mit 38,6 Prozent der Stimmen nur auf den dritten Platz gebracht hatte, sicherte den beiden Spitzenkandidaten Rückendeckung zu. "Die Partei hat mit hoher Beteiligung in der Urwahl über unsere Aufstellung für den Wahlkampf entschieden", sagte sie dem "Tagesspiegel am Sonntag". Trittin und Göring-Eckardt hätten jetzt das starke Votum der Partei im Rücken, "und wir alle gemeinsam haben den Auftrag, im Wahlkampf die Regierung Merkel abzulösen." Trittin hatte 71,9 Prozent erzielt, Göring-Eckardt 47,3 Prozent. Göring-Eckardt sagte der "Bild am Sonntag", sie unterstütze Claudia Roth bei der Kandidatur um den Parteivorsitz. "Ich wünsche mir, dass Claudia Roth ein gutes Ergebnis beim Parteitag bekommt."
Unterstützung kommt auch aus dem größten Landesverband Nordrhein-Westfalen. "Die Grünen können die Bundestagswahl nur im Team gewinnen und Claudia Roth gehört zu diesem Team dazu", sagte der NRW-Landevorsitzende Sven Lehmann. Roth sei "Garant dafür, dass die Grünen die Partei der gesellschaftlichen Vielfalt und Buntheit bleiben".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP