"Die hecheln uns hinterher" Steinbrück fordert zwei TV-Duelle
31.01.2013, 13:49 Uhr
Verspricht sich Vorteile im direkten Duell mit Merkel: SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück.
(Foto: dpa)
Peer Steinbrück glaubt nach dem rot-grünen Erfolg in Niedersachsen an seine Chance. Der SPD-Kanzlerkandidat will wissen, wofür Angela Merkel steht - in mindestens zwei TV-Duellen. Doch die Kanzlerin sieht das anders.
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat Kanzlerin Angela Merkel zu mindestens zwei TV-Duellen im Bundestagswahlkampf aufgefordert. "Ich plädiere dafür, dass es mindestens zwei Duelle mit Frau Merkel gibt", sagte er. Er sei gespannt, ob Merkel sich dem stelle oder ob sie kneife. Merkel werde sicher versuchen, weiter auf roten Teppichen und Gipfeln zu glänzen und die heiße Wahlkampfphase so weit es geht nach hinten zu schieben, meinte Steinbrück.
Merkel selbst sieht dagegen keinen Anlass für zwei Fernsehduelle. "Die Bundeskanzlerin sieht keinen Grund, von ihrer Tradition der Jahre 2005 und 2009, jeweils eine TV-Debatte zu führen, abzuweichen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Alles Weitere wird zu gegebener Zeit geklärt werden können."
Steinbrück warf Merkels Union derweil vor, sie versuche SPD-Themen zu kopieren. "Man merkt, die hecheln uns hinterher." Nach dem rot-grünen Wahlerfolg in Niedersachsen sei eine Distanzierung der Union von der FDP zu erkennen. Aber "großkoalitionäre Anwandlungen" werde die SPD nicht erwidern. Er bekräftigte, nicht für eine große Koalition unter Merkels Führung zur Verfügung zu stehen. Die CDU sei schwer getroffen, dass ein beliebter Ministerpräsident wie David McAllister abgewählt worden sei. "Die Chance der SPD ist real", sagte der frühere Bundesfinanzminister mit Blick auf die Bundestagswahl im September. Die Partei sei hochmotiviert.
Bis zu fünf Millionen Hausbesuche
Der Wahlkampf werde wahrscheinlich weniger von der Europa-Politik dominiert, sondern von sozialen Themen und der auseinanderdriftenden Gesellschaft. In den letzten 15 Jahren habe es eine massive Umverteilung gegeben - "und zwar stramm von unten nach oben", sagte der SPD-Politiker. Merkel versuche, wie schon 2009, die Wähler mit einem Konzept der "asymmetrischen Demobilisierung" einzulullen. Aber eine Flexi-Quote sei keine Frauen-Quote und eine Lohnuntergrenze kein Mindestlohn. "Da werden viele Etiketten auf Flaschen geklebt, in denen nichts drin ist", sagte Steinbrück.
"Frau Merkel versucht jetzt wieder einen Neustart mit der Lohnuntergrenze und plötzlich spielt auch das Thema Mieten eine Rolle." Und nun diskutierten auch CDU/CSU sogar über ein Trennbankensystem, betonte der 66-Jährige.
Bis zum Wahlprogrammparteitag am 14. April in Augsburg werde er nun mehrere EU-Staaten besuchen und bundesweit viel herumreisen. Anschließend sei eine Mobilisierungsphase mit einer Sommerreise geplant. Nach dem Deutschland-Fest der SPD zum 150-jährigen Bestehen im August in Berlin starte die heiße Wahlkampfphase. Die SPD plant dazu bis zu fünf Millionen Hausbesuche. Für die letzten drei, vier Tage versprach Steinbrück einen ordentlichen Endspurt, "vor dem Hintergrund eines zunehmend volatilen Wählerverhaltens".
In Umfragen hatte die SPD nach der Niedersachsen-Wahl leicht zugelegt. Die Sozialdemokraten liegen bei 25 Prozent, Rot-Grün würde derzeit gemeinsam 40 Prozent erhalten.
Quelle: ntv.de, dpa