Auftraggeber wichtiger als Summe Steinbrück soll Namen nennen
30.10.2012, 07:01 Uhr
Glaubwürdig oder nicht, für den Kandidaten Steinbrück die entscheidende Frage.
(Foto: dpa)
In der Debatte um die hohen Vortragshonorare des SPD-Kanzlerkandidaten Steinbrück fordern ihn die Grünen zur detaillierten Offenlegung seiner Auftraggeber auf. Wichtiger als die Gesamtsumme der Einkünfte einzelner Politiker sei, wie viel Geld aus welcher Quelle stammt. Bei der SPD klingt das ganz anders.
Der SPD-Chef Sigmar Gabriel hat Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in der Debatte um hohe Vortragshonorare in Schutz genommen. Steinbrück lege alles offen, habe alles versteuert und niemandem nach dem Mund geredet, sagte Gabriel den "Ruhr Nachrichten". Die Grünen forderten Steinbrück, der sich am Dienstag selbst zu seinen Nebeneinkünften äußern wollte, zur detaillierten Offenlegung seiner Auftraggeber auf.
Steinbrück habe kein Glaubwürdigkeitsproblem, sagte Gabriel. Er habe "viel mehr Vorträge in Schulen oder bei Ortsvereinen gehalten als vor irgendwelchen Banken. Peer Steinbrück geht mit dem Thema vorbildlich transparent um. Das sollten jetzt endlich auch die Lautsprecher aus CDU/CSU und FDP tun", sagte der SPD-Vorsitzende den "Ruhr Nachrichten". Bei der Offenlegung auf Euro und Cent gingen Steinbrück, er selbst und viele SPD-Abgeordnete voran.
Das Problem bei einer Offenlegung liege weniger bei der SPD als bei CDU, CSU und FDP, sagte Gabriel. "Sie weigern sich, völlige Transparenz ins Abgeordnetengesetz zu schreiben. Wir finden, dass Nebeneinkünfte von allen Abgeordneten offengelegt werden müssen. Schwarz-Gelb hat versucht, Steinbrück anzugreifen. Jetzt kneifen sie. Die Koalition hat offenbar Angst, dass sichtbar wird, welche Lobbyistenkontakte ihre Abgeordneten haben", sagte der SPD-Chef.
Honorare einordnen
Die Grünen forderten Steinbrück zur detaillierten Offenlegung seiner Auftraggeber auf. "Wichtiger als die Gesamtsumme der Einkünfte einzelner Politiker ist, dass jeder Abgeordnete künftig offenlegt, wie viel Geld er aus welcher Quelle genau bezogen hat", sagte der Grünen-Politiker Volker Beck der "Frankfurter Rundschau". "Nur so kann man die Honorarhöhe einordnen und versuchte Einflussnahme erkennen."
Gregor Hackmack von der Internetplattform abgeordentenwatch.de warf Steinbrück vor, sein Abgeordnetenmandat zu vernachlässigen, da er 89 hochbezahlte Vorträge, aber in der gleichen Zeit nur fünf Reden im Bundestag gehalten habe. Es bestehe ein Missverhältnis, wenn Nebeneinkünfte ein Vielfaches der Abgeordnetendiäten ausmachten. "Man fragt sich, wem gegenüber ein Abgeordneter dann loyal ist", sagte Hackmack der "Passauer Neuen Presse".
Die "Bild"-Zeitung hatte am Montag berichtet, Steinbrück habe für Vorträge in den Jahren 2009 bis 2012 Honorare von insgesamt 1,25 Millionen Euro erhalten. Demnach hielt Steinbrück in den zurückliegenden vier Jahren insgesamt 89 Honorarvorträge. Im Schnitt erhielt der frühere Bundesfinanzminister demnach für einen Vortrag gut 14.000 Euro Honorar. Laut "Bild" hielt Steinbrück im selben Zeitraum aber auch 237 Vorträge ohne Honorar. Steinbrück will sich heute selbst zu seinen Nebeneinkünften äußern.
Quelle: ntv.de, AFP