"Legendäre Geschlossenheit" Stoiber beschwört die CSU
05.01.2007, 12:14 UhrBayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber hat ein Ende des wochenlangen CSU-internen Streits um seine Führungskraft gefordert. Er erwarte von der Sitzung des Parteipräsidiums und den Kreuther Klausuren ein "Signal der Geschlossenheit und einen Schulterschluss der CSU", sagte der CSU-Chef der "Welt". "Die CSU steht als Regierungspartei in Berlin und München auch in diesem Jahr vor wichtigen Weichenstellungen mit hoher Verantwortung." Mit ihrer "legendären Geschlossenheit" könne die Partei in Berlin und München das Optimale herausholen.
"Von Kreuth sind immer wichtige Leitentscheidungen für unser Land und unsere Partei ausgegangen", sagte Stoiber. Die CSU-Landesgruppe beginnt am Montag mit ihrer Klausur. Die Landtagsfraktion will den CSU-Chef auf ihrer eine Woche darauf beginnenden Arbeitssitzung zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 küren.
Hermann sieht CSU in guter Verfassung
Trotz der in der CSU anhaltenden Debatte um Stoiber sieht der bayerische CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann die Partei in guter Verfassung. Dass die CSU in der Landespolitik so erfolgreich dastehe, habe sie gerade auch dem Engagement Stoibers zu verdanken, sagte Herrmann der "Süddeutschen Zeitung".
Die Frage, wer dem CSU-Chef Stoiber als Ministerpräsident 2008 nachfolge, stelle sich nicht, sagte Herrmann. Die heutige Situation sei überhaupt nicht mit 1993 zu vergleichen - dem Jahr, in dem Stoibers Vorgänger Max Streibl abtrat, sagte Herrmann. In den jüngsten Umfragen hatte sich eine klare Mehrheit der bayerischen Bürger gegen Stoiber ausgesprochen. Die Zustimmung zur CSU selbst liegt dagegen bei 54 Prozent, wie das Meinungsforschungsinstitut forsa ermittelte.
Söder nicht beunruhigt
CSU-Generalsekretär Markus Söder sieht in den niedrigen Umfragewerten von Stoiber keinen Grund zur Beunruhigung. "Seit der Bundestagswahl wissen wir, dass Umfragen Schall und Rauch sind ", sagte er der "Bild "-Zeitung. Stoiber sei und bleibe als erfolgreichster Ministerpräsident Deutschlands die Nummer 1 der CSU. Die von der Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU) geforderte Mitgliederbefragung lehnte Söder erneut ab. "Wenn man nur einen Kandidaten hat, ist das doch nicht sinnvoll." Es sei guter Brauch in der CSU, dass seit 50 Jahren die Landtagsfraktion die Entscheidung über den Ministerpräsidenten treffe.
Herrmann will die Debatte bei der Winterklausur der Landtags-CSU in der übernächsten Woche durch ein klares Votum für Stoiber beruhigen. Dabei steht noch nicht fest, ob offen oder geheim abgestimmt wird. "Ich weiß noch nicht, wie diese Diskussion ablaufen wird und wie wir abstimmen werden, weil das die Abgeordneten selbst entscheiden", sagte Herrmann.
Konservatives Frauenbild
Pauli sagte den "Nürnberger Nachrichten", die Stimmung gegen Stoiber sei in der Bevölkerung schon seit Monaten zu spüren. Pauli kritisierte den Umgang der Parteispitze mit ihrer Kritik an Stoiber. "Auf jeden Fall entspricht der Umgang mit mir nicht dem, was ich bisher in der Partei gemacht habe." Sie sei seit 30 Jahren in der CSU und seit 1989 im Parteivorstand. "Da kann man mich doch nicht einfach so wegbügeln! "
Bei vielen Älteren in der CSU schwinge noch ein konservatives Frauenbild mit, sagte Pauli. "Die Tatsache, dass Herr Stoiber mich weder persönlich vorsprechen lässt, noch sich im Parteivorstand ernsthaft mit dem auseinandersetzt, was ich zu sagen habe, lässt eben solche Schlüsse zu."
Quelle: ntv.de