Es heißt immer, die Politik sei so abgehoben von den Bedürfnissen der Menschen. Für Norwegen gilt das nicht, zumindest will das Ministerpräsident Stoltenberg im Wahlkampf so verstanden wissen.

Norwegens Ministerpräsident Jens Stoltenberg hat in einer ungewöhnlichen Aktion dem Volk aufs Maul geschaut: Einen Nachmittag lang fuhr er inkognito als Taxifahrer durch die Hauptstadt Oslo und plauderte mit den Fahrgästen. Dabei ließ er sich mit versteckter Kamera filmen, Ausschnitte davon hat Stoltenberg jetzt ins Internet gestellt.

"Es ist wichtig für mich, zu hören, was die Leute wirklich denken", erklärte der Politiker. "Und wenn es einen Ort gibt, an dem die Menschen ihre Meinung sagen, ist das ein Taxi." Das Video erscheint inmitten des Wahlkampfes zur Parlamentswahl am 9. September, bei denen Stoltenberg und seine linke Koalition nicht zu den Favoriten zählen.

Der Regierungschef trug für sein Experiment die Uniform der Taxifahrer von Oslo und fuhr in einem schwarzen Mercedes durch die Hauptstadt. "Ich bin seit acht Jahren nicht gefahren", beichtete er einer Frau, die ihn erkannte. Eine ältere Dame, die Stoltenberg ebenfalls erkannte, wetterte gegen die "Millionengehälter der Chefs" und sagte, "als Regierungschef" müsse er etwas dagegen tun. Ein anderer Kunde sagte dem Fahrer, er ähnle aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet dem Ministerpräsidenten.