Politik

120 Kilometer lange KettenreAktion Straßenproteste gegen Atomkraft

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In Deutschland formiert ein riesiges Bündnis für den Atomausstieg. Am Samstag, dem 24. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, lädt die KettenreAktion zu einer 120 Kilometer langen Menschenkette zwischen den norddeutschen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel ein.

Gut 120.000 Menschen werden benötigt, um die Kette zu schließen.

Gut 120.000 Menschen werden benötigt, um die Kette zu schließen.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Diskussion um die Atomenergie stehen die Zeichen auf Konfrontation. Die schwarz-gelbe Bundesregierung will die Laufzeiten von Atomkraftwerken verlängern und die Erkundung des geplanten Atommüllendlagers Gorleben fortsetzen. Dagegen formiert sich ein Bündnis für den Atomausstieg, wie es in Deutschland in solcher Breite schon lange nicht mehr zustande gekommen ist. Zehntausende Menschen werden am Samstag zum 24. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zu einer 120 Kilometer langen Menschenkette zwischen den norddeutschen Atomkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel erwartet. Und nicht nur die üblichen Aktivisten werden dabei sein - auch die SPD, Grüne, die Linke und Gewerkschaften machen mobil.

Die Opposition im Bundestag nutzte bislang vor allem die Bühne des Berliner Politbetriebs zum Kampf gegen die schwarz-gelbe Energiepolitik und berief dort unter anderem einen Untersuchungsausschuss zu Gorleben ein. Nun aber sucht sie kurz vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen auch bei der Aktion mit Namen "KettenreAktion" auf den Straßen und Plätzen den Schulterschluss mit den Gegnern der Atomkraft in örtlichen Initiativen und Umweltschutzorganisationen. SPD-Chef Sigmar Gabriel etwa will bei einer der Kundgebungen entlang der Menschenkette in Elmshorn bei Hamburg sprechen.

Schwarz-gelbe Pläne machen Angst

Der SPD-Vorsitzende verkündete bereits im Vorfeld der Proteste, dass ihm die schwarz-gelben Pläne "Angst" machten. Die Regierungskoalition will eine Laufzeitverlängerung für die Atommeiler um bis zu 28 Jahre prüfen. Ebenso wie Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin stellt deshalb auch Gabriel eine Verbindung zwischen der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 9. Mai und der Rettung des Projekts Atomausstieg her. Eine rot-grüne Regierung in Düsseldorf werde im Bundesrat für einen Stopp der schwarz-gelben Atompläne sorgen, kündigte er an. Auch Trittin nannte die NRW-Wahl ein Votum über den Atomausstieg.

Trittin, der seinerzeit als Umweltminister in der rot-grünen Koalition den Atomausstieg mit durchgesetzt hatte, wird bei einer Kundgebung in Glückstadt sprechen. Auf einer der Bühnen am Akw Brunsbüttel hat sich seine Parteikollegin Katrin Göring-Eckardt angekündigt, Vizepräsidentin des Bundestags und als Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auch eine wichtige Sprecherin in religiösen Fragen. Auch der Parteivize der Linken, Klaus Ernst, wird dabei sein - ebenso wie hochrangige Vertreter von Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB), IG Metall und Verdi. Selbst bekannte Namen aus dem Showbusiness haben sich in den Dienst der Sache gestellt. So will auch der Reggae- und Funkstar Jan Delay nach Brunsbüttel kommen.

Weitere Massenproteste geplant

Flankiert wird die Menschenkette, die entlang der Elbe und mitten durch die Millionenstadt Hamburg führen wird, durch mehrere weitere Aktionen, die ebenfalls auf Gefahren der Atomkraft, die ungeklärte Atommüllentsorgung und die umstrittene Rolle der großen Energiekonzerne aufmerksam machen sollen. Demonstrationen sind am Atommüllzwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen und am hessischen Atomkraftwerk Biblis geplant. Bereits am Mittwoch brachen zudem Bauern und Bürger aus der Region um das geplante Endlager Gorleben zu einem mehrtägigen Protestzug zum Akw Krümmel bei Hamburg auf.

Am Samstag will die Kolonne in Krümmel auf die Teilnehmer der Menschenkette stoßen, wie die Organisatoren aus den Reihen der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, der Bäuerlichen Notgemeinschaft und verschiedener anderer Initiativen erklärten. Der Treffpunkt ist nach Meinung der Initiatoren gerade mit Blick auf den Tschernobyl-Jahrestag besonders geeignet. Denn kein anderes deutsches Atomkraftwerk hat wohl einen so schlechten Ruf wie der "Pannenmeiler" im Süden Schleswig-Holsteins, der nach Störfällen seit 2009 abgeschaltet ist.

Quelle: ntv.de, AFP

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