Tarifverhandlungen geplatzt Streiks auch im Bankgewerbe?
13.06.2002, 07:04 UhrDie Tarifverhandlungen im Bankgewerbe sind gescheitert. Dies teilte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di nach dem bereits dritten Anlauf auf eine Einigung in Frankfurt am Main mit. Die ver.di-Tarifkommission werde nun voraussichtlich morgen eine Urabstimmung über Streiks beschließen. Gewerkschaftssprecher Harald Reutter erklärte, die Arbeitgeber wollten ihren Verbänden ohne Tarifvertrag eine Erhöhung der Gehälter um 3,1 Prozent vorschlagen. Dies sei eine "unglaubliche Provokation".
Die Arbeitgeber wiederum warfen der Gewerkschaft vor, sie habe sich in zentralen Punkten nicht bewegt. Daher wolle man ver.di eine Denkpause geben. Die Positionen beider Parteien lägen weiterhin fundamental auseinander, sagte Tessen von Heydebreck, Verhandlungsführer der Arbeitgeber im privaten Bankgewerbe.
ver.di forderte für die 460.000 Beschäftigten in der Branche 6,5 Prozent mehr Geld. Gestern war es bereits zu Warnstreiks bei der Deutschen Bank gekommen. Mehr als 700 Beschäftigte in den drei Computerzentren des Unternehmens in Hamburg, Düsseldorf und Eschborn bei Frankfurt am Main legten vorübergehend die Arbeit nieder. Dadurch verzögerte sich der Auslandszahlungsverkehr des Instituts.
Urabstimmung im Baugewerbe
In der Baubranche geht die Urabstimmung über einen Arbeitskampf in die entscheidende Phase. Noch bis Freitagabend haben die Gewerkschaftsmitglieder Zeit darüber abzustimmen, ob sie dem Streikaufruf folgen wollen. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) rechnet fest mit der erforderlichen Mehrheit von 75 Prozent Zustimmung. Von Montag an könne dann der erste bundesweite Streik in der Branche beginnen, teilte die IG Bau mit. Die Arbeitgeber erklärten, sie wollten so schnell wie möglich wieder Verhandlungen mit der Gewerkschaft aufnehmen.
In der privaten Entsorgungswirtschaft hingegen einigten sich die Tarifparteien. Die 160.000 Beschäftigten in diesem Sektor erhalten ab 1. August 3,4 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Im Jahr darauf steigen die Einkommen um weitere 2,9 Prozent. Zudem erhielten die Arbeitnehmer eine einmalige Pauschalzahlung von 210 Euro, teilte ver.di mit.
Telekom-Gespräche gehen weiter
Bei der Deutschen Telekom kann ein Arbeitskampf noch abgewendet werden. Am 27. und 28. Juni finden in Berlin Sondierungsgespräche über eine Fortsetzung der Tarifverhandlungen statt. Im Anschluss will die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di entscheiden, ob die Gespräche fortgesetzt oder für gescheitert erklärt werden sollen. Dies hat die Große Tarifkommission von ver.di beschlossen.
Das bisherige Angebot der Unternehmensführung sei allerdings nicht akzeptabel, sagte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft, Rüdiger Schulze. Der Arbeitgeber hatte zuletzt Einkommenserhöhungen in zwei Stufen von 3,8 und 3,0 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten vorgeschlagen. ver.di hingegen fordert für die 130.000 Beschäftigten der Telekom 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt.
Quelle: ntv.de