Politik

Jetzt muss die Oma ran Streikwelle in Kitas

Angesichts einer Streikwelle in Kitas müssen zehntausende Eltern ihre Kinder in den nächsten Tagen selbst betreuen. Die Streiks sollen nach Angaben der Gewerkschaft ver.di am Freitag in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Schleswig-Holstein und Bremen beginnen.

Wie ver.di in Berlin mitteilte, sind ausgewählte Kindertagesstätten sowie Sozial- und Jugendämter betroffen. Zu Beginn der kommenden Woche sind auch in Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen und im Saarland unbefristete Arbeitsniederlegungen geplant. Ver.di und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wollen für 220.000 Erzieher und Sozialarbeiter der Kommunen einen tariflich geregelten Gesundheitsschutz erkämpfen.

Fast 90 Prozent stimmen für Streik

In einer Urabstimmung votierten laut ver.di 89,9 Prozent der Mitglieder für den unbefristeten Arbeitskampf. Bei der GEW stimmten 93 Prozent für Streiks in städtischen Einrichtungen des Sozial- und Erziehungsdienstes. Bereits in der vergangenen Woche hatten sich rund 19.000 Beschäftigte an bundesweiten Warnstreiks beteiligt.

Arbeitgeber schmollen

Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) warf den Gewerkschaften vor, Streik bereits als erstes Mittel einzusetzen. Sie sollten auf Aktionen zulasten von Kindern und Eltern zumindest bis zum 27. Mai verzichten. Dann will sich die VKA nach Gremienberatungen zum Thema äußern. "Die Arbeitgeber haben zu keinem Zeitpunkt erklärt, über den Gesundheitsschutz nicht verhandeln zu wollen", sagte VKA- Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann. Die plötzliche Eile von ver.di und GEW sei nicht nachvollziehbar.

Ministerin unterstützt Begehren

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) setzte sich für eine bessere Bezahlung für Erzieherinnen und Erzieher ein. "Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung muss auch eine bessere Qualität einhergehen. Das kostet selbstverständlich Geld", sagte die Ministerin den "Ruhr Nachrichten". Zu einer Aufwertung des Berufes würden auch Karrierechancen gehören. "Es ist gut, dass das Problem jetzt auf dem Tisch ist. Ich hoffe, dass sich die Tarifparteien bald auf eine zukunftsfähige Lösung einigen."

50.000 Kitas in Deutschland

Insgesamt besuchen dem Statistischen Bundesamt zufolge rund 2,25 Millionen Kinder Tageseinrichtungen. Bundesweit gibt es knapp 50.000 Kitas, davon 17.000 in kommunaler Trägerschaft. Nach Gewerkschaftsangaben können sich nur 26 Prozent der Erzieher und 58 Prozent der Sozialarbeiter vorstellen, bei den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen das Rentenalter gesund zu erreichen.

Kaum Streiks im Osten

Zum Auftakt der Streikwelle erwartet die Gewerkschaft am Freitag allein in Nordrhein-Westfalen rund 4000 Teilnehmer in 26 Städten. Schwerpunkte sollen Dortmund, Duisburg, Mainz, Kiel und Kassel sein. Die ostdeutschen Bundesländer werden im Vergleich zum Westen kaum von der Streikwelle betroffen sein, da es dort nur wenige kommunale Einrichtungen gibt. Laut ver.di-Tarifexperte Norbert Flach wird es auch Noteinrichtungen geben. "Es bleibt kein Kind unbetreut vor der Türe stehen", sagte er im Bayerischen Rundfunk. Schwerpunkte der Aktionen am Montag und Dienstag sollen München, Nürnberg, Stuttgart, Mannheim, Hannover und Saarbrücken sein.

Streit schon im Vorfeld

Über den formalen Anlass des Arbeitskampfes machten die beiden Tarifparteien gegensätzliche Angaben. Laut ver.di sind Verhandlungen über einen Tarifvertrag zur betrieblichen Gesundheitsförderung am 30. April gescheitert. Die Arbeitgeber verwiesen dagegen darauf, dass es solche Verhandlungen noch gar nicht gegeben habe und diese somit nicht gescheitert sein könnten. Gegenstand eines Tarifvertrags soll laut ver.di unter anderem sein, einen Anspruch auf eine jährliche Ermittlung der "Gefährdung am Arbeitsplatz" festzuschreiben.

Quelle: ntv.de, dpa

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