Bomben in Israel und auf Gaza Streit um Dschenin-Bericht
06.08.2002, 01:05 UhrIsraelis und Palästinenser sind in der UN-Vollversammlung erneut in Streit über die Geschehnisse im Flüchtlingslager Dschenin geraten. Palästinenser-Vertreter Nasser el Kidwa sagte, der Dschenin-Bericht der Vereinten Nationen bestätige, dass Israel in dem Lager "Kriegsverbrechen" begangen habe. Der israelische Sprecher wies die Vorwürfe als "reine Gräuelpropaganda" zurück.
In dem UN-Bericht kommt der Begriff "Kriegsverbrechen" nicht vor. Die Autoren der Untersuchung sahen zudem keine Hinweise darauf, dass bei den Kämpfen in Dschenin wie von palästinensischer Seite angegeben etwa 500 Zivilisten getötet wurden. Bestätigt wurden 52 palästinensische Todesopfer. Die Palästinenser hatten Israel vorgeworfen, bei einer Militäraktion in dem Flüchtlingslager im April ein Massaker an den Bewohnern begangen zu haben.
Im Schatten der jüngsten Gewalttaten im Nahen Osten ist der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser in Jerusalem mit dem palästinensischen Innenminister Abdel Rasak Jechia und dem Sicherheitsberater von Palästinenserpräsident Jassir Arafat, Mohammed Dahlan, zusammengetroffen. In dem Gespräch sei es vor allem um einen Rückzug Israels aus den Palästinensergebieten gegangen, in denen die palästinensischen Sicherheitskräfte selbst für Ruhe sorgen könnten, berichtet die Zeitung "Haaretz". Im Gespräch seien vor allem die Gebiete um Jericho, Gaza und Bethlehem.
Anschlag und Angriff
Die israelische Luftwaffe feuerte am Montagabend zwei Raketen auf ein Ziel in Gaza-Stadt ab. Ziel war Armeeangaben zufolge eine Gießerei, in der Waffen hergestellt worden sein sollen. Die Raketen setzten das Gebäude in Brand. Mehrere Menschen wurden verletzt, berichteten Augenzeugen.
Zuvor war im Zentrum Israels eine Autobombe explodiert. Die Explosion, die sich in der Nähe der ausschließlich von Arabern bewohnten Ortschaft Umm-el-Fahm ereignete, riss einen Menschen in den Tod. Bei dem Getöteten soll es sich um einen von zwei mutmaßlichen Attentätern handeln. Mehrere Menschen, darunter der zweite Tatverdächtige, sollen verletzt worden sein. Die Polizei geht davon aus, dass die Bombe vorzeitig explodierte.
Peres in Ägypten
Israels Außenminister Schimon Peres traf unterdessen zu Gesprächen mit der ägyptischen Führung in Kairo ein. Nach einem Gespräch mit dem ägyptischen Außenminister Ahmed Maser hieß es, beide Länder seien sich einig, dass der Nahostkonflikt nur auf dem Verhandlungsweg zu lösen sei.
Meinungsverschiedenheiten gab es offenbar hinsichtlich der Rolle von Palästinenserpräsident Jassir Arafat, den Israel als Verhandlungspartner ablehnt. Maher betonte, Arafat sei als gewählter Vertreter seines Volkes die "einzige Adresse, an die wir uns zu wenden haben".
Belagerungsring enger gezogen
Am Montag zog Israel den seit einigen Wochen bestehenden Belagerungsring um Städte im Westjordanland enger. Palästinensern ist außerhalb der Ausgangssperren jegliche Bewegung zwischen den großen Städten untersagt. Ramallah, Tulkarem, Dschenin, Nablus und Kalkilia dürfen nur aus humanitären Gründen verlassen werden. Die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens wurde mit Panzern vom Rest des Gazastreifens völlig isoliert, "wegen fortgesetztem Waffenschmuggel aus Ägypten", sagte Verteidigungsminister Benjamin Ben-Eliezer. "Niemand kommt rein und niemand kommt raus. Es gibt keinen (palästinensischen) Verkehr mehr zwischen den Dörfern und Städten."
Quelle: ntv.de