Mehr Langzeitarbeitslose? Studie straft Statistik Lügen
20.04.2002, 08:43 UhrDie Zahl der Langzeitarbeitslosen in Deutschland könnte weit höher liegen, als in den offiziellen Statistiken angegeben. Dies hat nach Angaben der "Stuttgarter Zeitung" eine Studie des Landesarbeitsamtes Baden-Württemberg ergeben. Demnach habe eine Prüfung des Arbeitsamtes Stuttgart eine Quote von mehr als 50 Prozent ergeben, wonach das Amt die Langzeitarbeitslosen offiziell auf knapp 28 Prozent bezifferte.
Die niedrigere offizielle Zahl erklärt die Studie dem Bericht zufolge dadurch, dass die Arbeitslosigkeit der Betroffenen immer wieder durch Krankheiten und Förderkurse unterbrochen werde. Dadurch seien sie nicht als Langzeitarbeitslose geführt, obwohl sie seit längerem ohne Arbeit seien.
Anlass für die Studie sei die Kritik des Bundesrechnungshofes an den geschönten Vermittlungsstatistiken der Arbeitsämter gewesen, berichtet die Zeitung.
Riester: Im Mai unter vier Mio. Arbeitslose
Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) erklärte unterdessen, die Zahl der Erwerbslosen "wird spätestens im Mai die Vier-Millionen-Grenze unterschritten haben". "Die Wirtschaft fasst Fuß, und die Konjunktur belebt sich. Ich würde mir aber durchaus ein schnelleres Tempo wünschen", sagte Riester der Nachrichtenagentur dpa. Alle Faktoren deuteten darauf hin, "dass wir in eine gute Entwicklung kommen, die bis in den Sommer anhält".
Zuletzt waren im März 4,156 Millionen Menschen ohne Arbeit. Seine grundsätzlich positive Einstellung leitet Riester aus der deutlichen Belebung des Arbeitsmarktes im vorigen Monat ab. Binnen vier Wochen war die Zahl der Arbeitslosen um 140.000 gesunken, zwölf Monate zuvor lag der Rückgang bei nur 113.000.
Die Regierung geht für das Gesamtjahr 2002 immer noch von einer durchschnittlichen Arbeitslosenzahl von knapp vier Millionen aus. Diese Prognose wurde bislang nicht korrigiert.
Quelle: ntv.de