US-Unterstützung bröckelt Stürzt Präsident Aristide?
27.02.2000, 06:42 UhrDie Unterstützung der USA für den umstrittenen haitianischen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide beginnt zu bröckeln. US-Außenminister Colin Powell legte Aristide den Rücktritt nahe. Er betonte allerdings, Aristide sei demokratisch gewählt worden. Frankreichs Außenminister Dominique de Villepin legte Aristide ebenfalls nochmals nahe, sein Amt abzugeben.
Die USA erwägen die Entsendung von drei Kriegsschiffen mit 2.000 Marineinfanteristen vor die Küste von Haiti. Eine endgültige Entscheidung über die "vorsorgliche" Maßnahme sei aber noch nicht gefallen, zitierte der n-tv Partnersender CNN Beamte des US-Verteidigungsministeriums. Sollten die Schiffe auf den Weg geschickt werden, würde es dem Sender zufolge etwa ein bis zwei Tage dauern, die in Camp Lejeune im Staat North Carolina stationierten Marines an Bord zu nehmen und dann bis zu zwei weitere Tage, um die Küste zu erreichen.
Auch der UN-Sicherheitsrat befasste sich mit der Lage in der Karibikrepublik. Einer multinationalen Schutztruppe will er aber erst ein Mandat erteilen, wenn eine politische Lösung erreicht ist. UN-Generalsekretär Kofi Annan ernannte den langjährigen Diplomaten John Reginald Dumas aus Trinidad und Tabago zu seinem Sonderbeauftragten für Haiti.
Gefahr für Leib und Leben
Bewaffnete Rebellen vertrieben in der Zwischenzeit die Polizei aus der drittgrößten Stadt des Landes, Les Cayes. In der Hauptstadt Port-au-Prince drohten militante Anhänger Aristides Ausländern mit dem Tod, falls ihr Präsident gestürzt werden sollte. Daraufhin wurden einige der internationalen Hotels verbarrikadiert, in denen ausländische Journalisten wohnen.
Mindestens drei Menschen wurden in der Hauptstadt tot aufgefunden. worden. Wie Radiosender berichteten, war unter ihnen auch ein Anführer von Aristides "Volksorganisationen" (OP) im Vorort Petion-Ville. OP-Mitglieder hätten daraufhin angekündigt, niemanden mehr nach Petion-Ville hinein- oder herauszulassen.
Im Containerterminal am Hafen von Port-au-Prince kam es seit der Nacht zu massiven Plünderungen. Die Polizei schritt nicht ein. Schon seit Donnerstagmittag gab es in der Stadt keinen Strom mehr.
Quelle: ntv.de