Politik

"Waghalsig" oder "heldenhaft"? Symbolischer Grenzübertritt

Mit einer symbolischen Geste ist der abgesetzte honduranische Präsident Manuel Zelaya kurzzeitig wieder auf heimischen Boden zurückgekehrt. Er passierte am Freitag in der Ortschaft Los Manos zu Fuß die Grenze zwischen Nicaragua und Honduras, kehrte aber kurz darauf auf nicaraguanischen Boden zurück.

Bei seinem etwa einstündigen Aufenthalt wurde Zelaya, der seinen typischen Cowboy-Hut trug, von einem Pulk von Unterstützern und Journalisten begleitet. Die honduranische Polizei hatte zuvor erklärt, sie habe einen "strategischen Plan" für die Festnahme Zelayas, sobald dieser über die Landesgrenze komme.

Zelaya umgeben von seinen Anhängern.

Zelaya umgeben von seinen Anhängern.

(Foto: REUTERS)

Zelaya sagte in die Mikrophone, er wolle mit dem Generalstab und den "Putschisten" sprechen und schlug Verhandlungen mit seinen Gegnern in Honduras vor. "Ich kann nicht gegen die starke Opposition der Machtgruppen regieren", sagte er. "Und sie können nicht gegen das Volk regieren."

Die Interimsregierung verhängte eine 18-stündige Ausgangssperre in den Gebieten an der Grenze zu Nicaragua, damit Zelayas Anhänger nicht zu den Grenzübergängen gelangen. Tausende von ihnen hatten sich bereits auf den Weg an die Grenze zu Nicaragua gemacht. Dort gab es Zusammenstöße zwischen Unterstützern und der Polizei, die mit Tränengas schoss.

Kritik von Clinton

Seine Frau, Xiomara Castro de Zelaya, wurde daran gehindert zur Grenze zu kommen, wie sie dem multinationalen Fernsehsender Telesur am Telefon sagte. Die Fernsehsender in Honduras berichteten jedoch nicht über den Übertritt.

Mit einem massiven Polizeiaufgebot blockierten die Interims-Machthaber die Oppositionsanhänger, die Zelaya an der Grenze begrüßen wollten.

Mit einem massiven Polizeiaufgebot blockierten die Interims-Machthaber die Oppositionsanhänger, die Zelaya an der Grenze begrüßen wollten.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

US-Außenministerin Hillary Clinton kritisierte den Übertritt. "Der Versuch von Präsident Zelaya, die Grenze zu erreichen, ist waghalsig", erklärte Clinton in Washington. Sein Vorgehen trage nicht dazu bei, Demokratie und das verfassungsmäßige Recht in Honduras wiederherzustellen, wie das US-Außenministerium mitteilte. Zelaya soll am Dienstag nach Washington zu Gesprächen reisen. Der aus Nicaragua stammende Präsident der UN-Vollversammlung, Miguel d'Escoto Brockmann erklärte dagegen, sein Rückkehrversuch sei "heldenhaft" und "richtig" gewesen.

"Zerbrechliche" Demokratien

Bei ihrem Gipfeltreffen in Paraguay verurteilten die Mitglieder der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur den Staatsstreich in Honduras scharf. "Nie mehr, niemals mehr soll in Amerika eine Diktatur entstehen, die die Stille des Todes erzeugt", sagte Paraguays Staatschef Fernando Lugo bei dem Treffen in Asunción. Die Absetzung von Zelaya habe gezeigt, "wie zerbrechlich die Demokratien in Lateinamerika sind".

Tausende versuchten, zum Grenzübergang zu kommen.

Tausende versuchten, zum Grenzübergang zu kommen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), José Miguel Insulza, forderte Zelaya im Fernsehen dagegen erneut auf, keine Konfrontation zu suchen, sondern an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Zelaya hatte den Vermittlungsversuch des costaricanischen Präsidenten Óscar Arias für gescheitert erklärt und war Donnerstagnachmittag mit einer Wagenkolonne in Managua gestartet, um nach Honduras zurückzukehren. Zuvor hatte er zu einem Volksaufstand aufgerufen und versucht, seine Anhänger zur Grenze zu dirigieren. Sie sollten ihn in die Hauptstadt Tegucigalpa begleiten, und ihm damit den Weg zurück ins Präsidentenamt ebnen.

US-Hilfen einstellen

Der venezolanische Außenminister Nicolás Maduro, der Zelaya bis zur Grenze begleitet hatte, sagte, seine Regierung habe US-Präsident Barack Obama aufgefordert, jegliche Hilfe an die De-Fakto-Regierung in Tegucigalpa einzustellen.

Die honduranische Armee hatte Zelaya Ende Juni gefangengenommen und außer Landes gebracht. Der Putsch wurde international kritisiert. Ein erster Rückkehrversuch Zelayas nach Honduras an Bord eines venezolanischen Flugzeugs war Anfang Juli gescheitert, weil die Putschisten den Flughafen der Hauptstadt Tegucigalpa vom Militär blockieren ließen.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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