Bundesrat billigt Gesetzesinitiative Synthetisches Heroin für Junkies
21.09.2007, 12:41 UhrSchwerst Drogensüchtige sollen auch künftig unter ärztlicher Aufsicht mit reinem Heroin - sogenanntem Diamorphin - therapiert werden können. Der Bundesrat brachte deshalb einen Gesetzentwurf beim Bundestag ein, der dafür die Rechtsgrundlage schaffen soll. Die Diamorphin-Therapie hat sich bereits in Modellprojekten zwischen 2001 bis 2006 bewährt.
Nach dem Gesetzentwurf sollen Süchtige mit reinem, synthetisch hergestelltem Heroin therapiert werden können, wenn sie zuvor erfolglos mit herkömmlichen Substitutionsmitteln wie Methadon behandelt wurden. Dafür muss aber Diamorphin als verschreibungsfähiges Betäubungsmittel eingestuft werden. Der Gesetzentwurf macht außerdem strenge Vorgaben für die Behandlung.
So dürfen nur über 23 Jahre alte Patienten Heroin erhalten, die seit mindestens fünf Jahren von Opiaten abhängig sind und schwerwiegende Störungen haben. Das Diamorphin soll nicht über Apotheken, sondern unmittelbar vom pharmazeutischen Hersteller zur behandelnden Einrichtung geliefert werden.
Die Hamburger Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) nannte die Therapie einen "Einstieg in den Ausstieg". Ziel sei die Abstinenz der Patienten. Studien hätten gezeigt, dass sie durch Diamorphin in einem besseren Gesundheitszustand seien und nicht verelendeten. Auch sinke die Beschaffungskriminalität.
Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk (SPD) nannte den Gesetzentwurf ausgewogen. Es könne nicht länger mit befristeten Ausnahmeregelungen gearbeitet werden.
Die Drogenbeauftragte der Unionsfraktion, Maria Eichhorn, sieht die Gefahr einer unsachgemäßen und unabsehbaren Ausweitung der Behandlung mit Heroin. Denn der Gesetzentwurf gehe mit einer Arzneimittelzulassung und damit mit einem generellen Rechtsanspruch auf diese Behandlungsform einher. Laut der Aussage von Sachverständigen hätten zwischen 6.000 und 80.000 Opiatabhängige Anspruch auf eine Versorgung mit synthetisch hergestelltem reinem Heroin zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, hielt dem entgegen, das Ergebnis einer Studie zur Versorgungslage der schwerkranken Heroinabhängigen habe ergeben, dass bundesweit etwa 3.500 Behandlungsplätze realistisch seien. "Ein Ansturm von Heroinabhängigen auf die Diamorphinbehandlung - wie von manchen befürchtet - wird ausbleiben."
Quelle: ntv.de