"Für jede Kugel hundert Kugeln" Syrien verkündet Waffenruhe
25.10.2012, 17:28 Uhr
Seit anderthalb Jahren werden die Auseinandersetzungen zwischen syrischer Regierung und Opposition immer heftiger.
(Foto: AP)
Die syrische Armee will ab Freitagmorgen für die Zeit des islamischen Opferfests alle Militäreinsätze einstellen. Die Opposition ist allerdings kritisch: Sie traut der Ankündigung nicht. Die wichtigste Gruppe will sich an die Kampfpause halten, andere wollen weiterkämpfen.
Die syrische Armee will ab Freitagmorgen für die Zeit des islamischen Opferfests Eid al-Adha alle Militäreinsätze einstellen. Die Waffenruhe solle bis zum Ende der Feiern am Montag gelten, teilte die Armee mit. Der internationale Sondergesandte Lakhdar Brahimi hatte die Konfliktparteien zur Einstellung des Feuers während des am Freitag beginnenden viertägigen Opferfests aufgefordert. Auch China und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatten an die Konfliktparteien appelliert, die Chance zu nutzen.
Allerdings wolle man auf Verstöße gegen die Feuerpause reagieren können, hieß es von der Armee. Auch die Aufständischen der Freien Syrischen Armee kündigten an, die Waffenruhe einzuhalten. Allerdings drohten die Rebellen, auf jede Kugel mit hundert Kugeln zu reagieren, wie ihr Oberkommandeur General Mustafa al-Scheich sagte.
Unter den Aufständischen herrschte schon vor der Entscheidung Skepsis: "Niemand nimmt die Waffenruhe ernst", sagte der Oppositionelle Moas al-Schami in Damaskus. "Wie kann es eine Feuerpause geben, wenn auf den Straßen patrouilliert wird, es alle paar hundert Meter Checkpoints gibt und die Armee keinerlei Skrupel hat, zivile Wohnviertel mit schwerer Artillerie zu beschießen?" Das Regime habe alle Glaubwürdigkeit verloren. Einige bewaffnete Gruppen hatten angekündigt, eine Feuerpause einhalten zu wollen. Andere wie die islamistische Al-Nusra-Front lehnen dies ab.
China schürt Hoffnungen
Brahimis Vorgänger Kofi Annan hatte bereits am 12. April einen Waffenstillstand in Syrien ausgerufen, die Feuerpause wurde aber schon nach wenigen Tagen gebrochen. Seither hat die Gewalt noch zugenommen, die Opposition berichtet häufig von mehr als 200 Toten am Tag.
Das chinesische Außenministerium erklärte, es hoffe, dass der Gewaltverzicht die Chance für einen langfristigen und wirksamen Waffenstillstand eröffne. Alle Beteiligten müssten nun Brahimi unterstützen und mit dem Sondergesandten zusammenarbeiten. China hat zusammen mit Russland im UN-Sicherheitsrat wiederholt ein schärferes Vorgehen gegen Assad verhindert. Allerdings hat die Regierung in Peking Assad wiederholt aufgefordert, das Gespräch mit seinen Gegnern zu suchen und Forderungen nach einem politischen Wandel zu erfüllen.
Quelle: ntv.de, che/rts/AFP