Politik

Assad stellt "Ruhe und Ordnung" her Syrische Armee rückt vor

Dschisr al-Schughur ist von der Armee eingenommen.

Dschisr al-Schughur ist von der Armee eingenommen.

(Foto: AP)

Die syrische Führung erstickt jede Rebellion im Keim. Nachdem die Truppen von Staatschef Assad in Dschisr al-Schughur den Widerstand zerschlagen haben, rückt die Armee auf eine weitere Hochburg der Opposition vor. Internationale Proteste verhallen unbeachtet.

Nach der Niederschlagung von Protesten in der syrischen Stadt Dschisr al-Schughur rückt die Armee auf eine weitere Hochburg der Opposition im Norden vor. Flüchtlinge und Augenzeugen berichteten, das Militär habe mittlerweile die Ortschaft Ahtam erreicht und stehe damit etwa 14 Kilometer vor der Stadt Maarat al-Numaan. Dort waren in den vergangenen Wochen ebenfalls zahlreiche Syrer auf die Straßen gezogen, um gegen die Herrschaft von Präsident Baschar al-Assad zu protestieren. Die syrische Führung hat die meisten Auslandskorrespondenten ausgewiesen, so dass eine Überprüfung der Berichte schwierig ist.

"Ruhe und Ordnung in Dschisr al-Schogur sind wiederhergestellt, der Ort von Terroristen gesäubert", lautete die Triumph-Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur Sana. Der bisher massivste Militäreinsatz des Assad-Regimes gegen das eigene Volk sollte nach Angaben der Opposition eine drohende Abspaltung von Teilen der Sicherheitskräfte im Keim ersticken.

Das brutale Vorgehen in der Provinz Idlib löste international Bestürzung aus. Bundesaußenminister Guido Westerwelle warnte, es drohe eine humanitäre Krise. Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Jay Carney, bekräftigte, dass die USA die Gewalt der syrischen Regierung gegen das eigene Volk "auf das Äußerste verurteilen".

USA: Kein Eingreifen wie in Libyen

Ankunft im Flüchtlingscamp Boynuegin in der Türkei: Tausenden bleibt nur dieser Ausweg.

Ankunft im Flüchtlingscamp Boynuegin in der Türkei: Tausenden bleibt nur dieser Ausweg.

(Foto: REUTERS)

Assad müsse einen Dialog mit der Opposition beginnen und den Übergang zu mehr politischer Freiheit anführen - oder zur Seite treten, sagte Carney.

Auf die Frage, ob die internationale Gemeinschaft nicht wie auch in Libyen, wo Machthaber Muammar al-Gaddafi mit Gewalt gegen Rebellen vorgeht, einschreiten müsse, sagte Carney, die Situation sei nicht vergleichbar. Im Falle Libyens habe es einen "vereinten Ruf nach Aktion" gegeben, der durch ein Mandat der Vereinten Nationen gedeckt worden sei.

Mehr als 10.000 Menschen geflohen

Mehr als 10.000 Menschen sind nach Angaben der UNO inzwischen vor der Gewalt der Sicherheitskräfte geflohen. Etwa 5000 Syrer hätten in der Türkei, rund 5000 weitere im Libanon Zuflucht gefunden, erklärte die Leiterin der humanitären Einsätze der UNO, Valerie Amos in New York. Amos äußerte sich "zutiefst besorgt" über die Gewalt gegen regierungskritische Demonstranten in Syrien. Sie appellierte an die Führung in Damaskus, auf den Einsatz von Gewalt gegen die friedlichen Demonstranten zu verzichten.

Nach Informationen der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu nahm die Zahl der Flüchtlinge zuletzt stetig zu; derzeit seien mehr als 6800 Menschen in Zeltstädten im Süden der Türkei untergebracht. Laut Augenzeugen harren zudem etwa 10.000 weitere Flüchtlinge nahe der Grenze aus.

Seit Mitte März fordern Regierungsgegner in Syrien die Absetzung des autoritär regierenden Staatschefs Assad. Die Staatsmacht in Damaskus geht seither mit aller Härte gegen die Demonstranten vor. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden bereits mehr als 1300 Zivilisten und 300 Soldaten getötet und tausende weitere Menschen inhaftiert.

Die jüngste Offensive startete das Militär, nachdem in der Proteststadt Dschisr al-Schughur 120 Soldaten getötet worden waren. Einwohnern zufolge kam es zu einer Meuterei unter den Truppen, weil einige Soldaten nicht auf demonstrierende Regierungsgegner schießen wollten. Die Führung in Damaskus machte dagegen bewaffnete Banden für den Tod der Soldaten verantwortlich und entsandte neue Truppen.

Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP

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