Medialer Schlagabtausch TV-Duell Schröder-Stoiber
16.01.2002, 09:16 UhrTun sie es, oder tun sie es nicht? Und wenn ja, wann und wo? Grundsätzlich steht einem Fernsehduell zwischen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und seinem Unions-Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) offenbar nichts im Wege. Die Herren haben allerdings unterschiedliche Terminvorstellungen für den medialen Wahlkampfauftritt.
Bundeskanzler Schröder zögert noch mit einer definitiven Zusage zu einem TV-Duell. Wenn Schröder sich dazu bereit erkläre, dann erst im Sommer, stellte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye klar. Der Kanzler habe auf eine entsprechende Frage am Montag "offen gelassen", ob ein Fernsehduell eine sinnvolle Möglichkeit sei, unterschiedliche Positionen zu klären, sagte Heye. Schröder habe vor allem klar gemacht, "dass für ihn der Wahlkampf im August beginnt. Wenn Herr Stoiber das jetzt machen will, ist er damit ziemlich alleine und muss sehen, wie er damit zurechtkommt".
Stoiber dagegen sprach in der "Bild"-Zeitung von einem "Angebot" Schröders und brachte einen Zeitpunkt nach der Bekanntgabe der nächsten Arbeitslosenzahlen im Februar ins Gespräch. Er wolle die Sendung möglichst früh, sagte Stoiber dem Blatt zufolge. Der richtige Zeitpunkt sei spätestens nach der Bekanntgabe der neuen Arbeitslosenzahlen für Januar. Wie das Blatt berichtete, sei der Unions-Kandidat sogar zum monatlichen Schlagabtausch bereit.
Der bayerische Ministerpräsident möchte bis zur Wahl auch über Themen wie die Außenpolitik und die Gesundheitspolitik sowie die soziale Sicherung diskutieren. Stoiber setzt in seinem Wahlkampf vor allem auf Wirtschaftsthemen und strebt nach eigenen Aussagen ein Wahlergebnis von mehr als 40 Prozent der Stimmen an.
Kanzler und Kandidat bereits eingeladen
Wann auch immer der TV-Schlagabtausch stattfindet, schon jetzt reißen sich die Fernsehsender um eine Übertragung. Der Kölner Privatsender RTL meldete als erster seinen Anspruch an. "Wir haben beide Seiten über unsere Absicht schriftlich informiert ", sagte Chefredakteur Hans Mahr.
Für die ARD sagte der Leiter des Hauptstadtstudios, Ulrich Deppendorf, er habe "im Namen von ARD und ZDF beide Herren zu einer Live-Fernsehdiskussion, wann immer sie wollen, ab jetzt sofort, eingeladen". ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender nannte ein solches Treffen einen Höhepunkt in der Wahlberichterstattung seiner Anstalt. Auch die ProSieben SAT.1-Gruppe übermittelte dem Bundeskanzler und dem Kandidaten schriftlich den Wunsch, das Streitgespräch zu übertragen.
Wahlkampfmanager mit Vorgeschichte
Den Wahlkampf von CDU/CSU soll der frühere hessische Staatskanzlei-Chef Franz Josef Jung organisieren. Das berichtet der Berliner "Tagesspiegel". Darauf hätten sich beide Parteien verstänigt. Eine offizielle Bestätigung dafür lag noch nicht vor.
Jung war im September 2000 im Zusammenhang mit der Schwarzgeld-Affäre der hessischen CDU aus dem Wiesbadener Kabinett ausgeschieden und ist seitdem einfacher Landtagsabgeordneter. Der Rechtsanwalt und Notar gilt als enger Vertrauter des hessischen Unions-Chefs und Ministerpräsidenten Roland Koch.
Quelle: ntv.de