Politik

Iraks Präsident auf Intensivstation Talabanis Zustand ist stabil

Dschalal Talabani

Dschalal Talabani

(Foto: dpa)

Seine Stimme ist eine der wenigen, die verfeindete Gruppen im Irak dazu bringt, miteinander zu reden. Doch nun fällt Dschalal Talabani erst einmal aus. Nach einen Schlaganfall kann er die Intensivstation eines Krankenhauses nicht verlassen.

Der irakische Präsident Dschalal Talabani ist in ein Krankenhaus in Bagdad eingeliefert worden. Der 79-Jährige habe Montagabend einen "Schlaganfall" erlitten, berichtet das Staatsfernsehen. Der Kurde Talabani gilt als Vermittler in dem tief gespaltenen Land, doch seine Gesundheit bereitete ihm schon wiederholt Sorgen.

Der Zustand Talabanis sei "stabil", sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Präsidenten dem staatlichen Sender al-Irakija. Der Präsident werde aber noch längere Zeit auf der Intensivstation bleiben müssen. Auf seiner Internetseite nannte der Präsidentenpalast eine "Arterienverhärtung" als Grund für die Einlieferung ins Krankenhaus. Ministerpräsident Nuri al-Maliki besuchte den früheren Untergrundkämpfer und Erzfeind des langjährigen Machthabers Saddam Hussein.

Die Verfassung des Irak sieht vor, dass einer der beiden Vize-Präsidenten das Amt des Staatsoberhauptes bei dessen Verhinderung vorübergehend übernimmt. Nach 30 Tagen Abwesenheit muss das Parlament demnach einen neuen Präsidenten bestimmen. Derzeit steht nur Vize-Präsident Khudair al-Khusai zur Verfügung. Der zweite Vize, Tarik al-Haschemi, war vor einem Jahr in die Türkei geflohen und im September wegen der Anstiftung zweier Morde in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden.

Irak weiterhin von Gewalt geprägt

"Onkel Dschalal", wie seine Anhänger den Präsidenten nennen, war nach dem Sturz Saddam Husseins 2005 zum Übergangspräsidenten ernannt worden. Bei den Wahlen 2006 und 2010 wurde er jeweils im Amt bestätigt. Talabani gilt als Vermittler in dem religiös und ethnisch gespaltenen Land. Zuletzt hatte er unter anderem die Abhaltung einer "Nationalkonferenz" vorgeschlagen. Schiiten und Sunniten im Irak misstrauen einander ebenso tief, wie die politische Opposition dem schiitischen Ministerpräsidenten al-Maliki, dem seine Gegner vorwerfen, ein "Diktator" zu sein.

Neun Jahre nach dem Sturz von Saddam Hussein sind Anschläge auf Behörden und religiöse Minderheiten im Irak weiterhin an der Tagesordnung, auch wenn die Intensität der Gewalt im Vergleich zu den Jahren 2006 und 2007 stark zurückging. Am Montag und Sonntag erschütterten zwei Anschlagserien das Land, bei denen mindestens 67 Menschen getötet wurden.

Talabani war in den vergangenen Jahren mehrfach wegen gesundheitlicher Probleme behandelt worden. Im Jahr 2007 hielt er sich wegen Erschöpfung in Jordanien auf, im August 2008 unterzog er sich in den USA einer Herzoperation. In Europa und den USA erfolgten weitere Behandlungen.

Quelle: ntv.de, dpa

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