Politik

Gewalt im Zentrum Kabuls Taliban greifen Regierung an

Zehn Tage vor der internationalen Afghanistan-Konferenz in London greifen die Taliban in einer koordinierten Kommandoaktion Regierungsgebäude in Kabul an. Erst nach mehrstündigen Kämpfen können Sicherheitskräfte die Lage wieder in den Griff bekommen.

Nach dem Angriff inspizieren Polizisten die Schäden.

Nach dem Angriff inspizieren Polizisten die Schäden.

(Foto: AP)

Schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer haben eine Serie von Angriffen auf das festungsartig abgeschirmte Regierungsviertel im Herzen der afghanischen Hauptstadt Kabul verübt. Selbstmordattentäter sprengten sich an mehreren Stellen in die Luft. Die Aufständischen versuchten offenbar, den Präsidentenpalast und mehrere Ministerien zu stürmen. Als dies scheiterte, verschanzten sie sich in einem nahe gelegenen Einkaufszentrum und lieferten sich heftige Gefechte mit Sicherheitskräften.

Mindestens 12 Menschen starben.

Mindestens 12 Menschen starben.

(Foto: AP)

Nach Angaben seiner Regierung sprengten sich mindestens sieben Aufständische in die Luft oder wurden erschossen. Außerdem seien vier Sicherheitskräfte und ein Zivilist ums Leben gekommen. 36 Menschen wurden bei dem Angriff verletzt.

Nach stundenlangen Kämpfen brachten Sicherheitskräfte die in Flammen stehende Geschäftspassage unter ihre Kontrolle. Der Angriff war der schwerste seit fast einem Jahr und wirft ein Schlaglicht auf die prekäre Sicherheitslage in Afghanistan.

Lage unter Kontrolle

Im Einkaufszentrum verschanzen sich die Taliban.

Im Einkaufszentrum verschanzen sich die Taliban.

(Foto: REUTERS)

Präsident Hamid Karsai versuchte, die Bevölkerung zu beruhigen. Nach vierstündigen Gefechten ließ er mitteilen, die Lage sei jetzt unter Kontrolle, die Ordnung wieder hergestellt. Als die Kämpfe vor dem weitläufigen Gelände des Präsidentenpalastes ausbrachen, nahm er gerade neuen Mitgliedern seiner Regierung den Amtseid ab. Die Leichtigkeit, mit der die Angreifer bis in die Schaltzentrale der Regierung inmitten der Hauptstadt vordringen konnten, unterstreicht die Herausforderungen, die noch vor Karsai liegen.

"Nahezu alle" von den Aufständischen besetzten Gebäude seien wieder in der Hand der Sicherheitskräfte, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Diese suchten nach restlichen Taliban, die sich darin versteckt halten könnten. Ein Taliban-Sprecher hatte sich zuvor per Telefon von einem geheim gehaltenen Ort zu dem gezielten Angriff auf Regierungsgebäude und den Präsidentenpalast bekannt.

Schwarze Rauchwolken über Kabul

Eine ausländische Journalistin muss in Deckung gehen.

Eine ausländische Journalistin muss in Deckung gehen.

(Foto: dpa)

Explosionen und Schüsse hallten durch ganz Kabul, und aus dem umkämpften Einkaufszentrum stieg eine riesige Rauchsäule auf. Hierhin zogen sich die Angreifer zurück, als sie nach ihren Attacken auf den Präsidentenpalast, das Justiz- und Bergbauministerium sowie ein Verwaltungsgebäude zurückgeschlagen wurden. Die Geschäftspassage stand in Flammen und wurde von afghanischen Polizisten und Sicherheitskräften umstellt. Sicherheitskreisen zufolge starben fünf Taliban bei den Schießereien. Anwohner mussten fliehen.

Ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums sagte, zwei Selbstmordattentäter hätten sich vor dem Präsidentenpalast in die Luft gesprengt. Zwei weitere seien von afghanischen Sicherheitskräften getötet worden. Nach Angaben des privaten Fernsehsenders Tolo soll sich ein weiterer Selbstmordattentäter in der Nähe des Außenministeriums in die Luft gesprengt und mehrere Menschen mit in den Tod gerissen haben. Nach Berichten von Augenzeugen soll es weitere Explosionen gegeben haben, bei denen Selbstmordattentäter beteiligt waren. Eine Rakete schlug zudem in der Nähe eines Kinos ein. Die genaue Zahl der Toten insgesamt war unklar.

Explosion in Hotel-Garten

Ein Sprengkörper hat auch den Garten des Serena Hotels, Afghanistans einziges Fünf-Sterne-Hotel, getroffen, sagte ein Gast. In dem Hotel steigen zahlreiche westliche Diplomaten und Journalisten ab. Die Gäste seien zu ihrer eigenen Sicherheit in den Keller des Hotels gebracht worden. Der Taliban-Sprecher behauptete, mehrere Ausländer seien bei dem Angriff auf das Hotel getötet worden. Eine Bestätigung dafür gab es nicht.

Nach Angaben der Taliban waren insgesamt 20 ihrer Kämpfer im Einsatz. Der Angriff war der schwerste seit vergangenem Februar, als Taliban-Kämpfer ebenfalls Regierungsgebäude gestürmt hatten.

 

Quelle: ntv.de, rts/dpa

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