Operation "Muschtarak" Taliban missbrauchen Zivilisten
17.02.2010, 10:48 UhrBei der Großoffensive in der südafghanischen Provinz Helmand leisten die Taliban weiterhin Widerstand. Die Aufständischen seien taktisch versiert und hinterlistig. "Sie nehmen Zivilisten als Geiseln, platzieren Frauen und Kinder auf Hausdächern und schießen", sagt ein afghanischer General. Die ISAF vermeldet unterdessen weitere Opfer.

(Foto: REUTERS)
Am fünften Tag ihrer Großoffensive mit internationalen Truppen hat die afghanische Armee den radikalislamischen Taliban vorgeworfen, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. "Sie nehmen Zivilisten als Geiseln. Sie platzieren Frauen und Kinder auf Hausdächern und schießen", sagte General Mohaidin Ghori. Diese Taktik verzögere zusammen mit dem Auslegen von Sprengsätzen den Vormarsch der Truppen im Bezirk Mardscha in der südafghanischen Unruheprovinz Helmand. "Die Minen der Taliban und die Angst vor zivilen Verlusten drosseln unser Tempo", sagte er.
In einem Einsatzbericht ist von einem Vorfall die Rede, bei dem Taliban-Kämpfer aus den Fenstern eines Hauses feuerten, in dem sich Zivilisten aufhielten. Vor dem Gebäude habe sich zudem ein weinendes Kind aufgehalten. Versteckten sich Rebellen nach einem Angriff in einem Haus, laute die Anweisung der Kommandeure, nicht auf Zivilisten zu schießen, sagte Offizier Schireen Schah.
"Hinterlistige" Aufständische
"Die Aufständischen sind taktisch versiert, haben Widerstandsfähigkeit und sind hinterlistig", teilte die Internationale Schutztruppe ISAF in ihrem Lagebericht über den Vortag mit. Die Operation "Muschtarak" ("Gemeinsam") bleibe "auf dem richtigen Wege". Die ISAF meldete, zwei weitere ihrer Soldaten seien am Vortag bei der Offensive getötet worden. Im Osten Afghanistans starben nach ISAF-Angaben "mehr als ein Dutzend Aufständische" bei einem Luftschlag.

ISAF-Soldaten töteten seit Beginn der Operation versehentlich mindestens 15 Zivilisten in Helmand.
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Seit Beginn der Offensive am vorigen Samstag wurden mindestens vier ISAF-Soldaten getötet, darunter ein Brite und ein Amerikaner. Zur Nationalität der jüngsten Opfer machte die Schutztruppe keine Angaben. Nach Berichten von Korrespondenten amerikanischer und britischer Medien, die die Soldaten begleiten, kamen zahlreiche Taliban bei der Operation "Muschtarak" ums Leben. Eine Zahl nannten Behörden und Militärs nicht. ISAF-Soldaten töteten seit Beginn der Operation versehentlich mindestens 15 Zivilisten in Helmand. Fünf weitere Zivilisten starben bei einem Luftschlag in der an Helmand angrenzenden Provinz Kandahar.
Der Chef des Stabes der ISAF, der deutsche General Bruno Kasdorf, nannte den Tod der Zivilisten bei der Offensive "einen herben Rückschlag für uns". Kasdorf sagte im NDR: "Unser übergeordnetes Ziel ist der Schutz der Bevölkerung." Die Soldaten hätten entsprechende Anweisungen. Beim bislang schwersten Zwischenfall während der Offensive hatten zwei Raketen eine Taliban- Stellung verfehlt und zwölf Zivilisten getötet. Die ISAF teilte mit, das nach dem Vorfall zunächst nicht mehr verwendete Raketenwerfer- System werde nun wieder eingesetzt. Eine Prüfung habe ergeben, dass das HIMARS-System den Vorfall nicht verursacht habe.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa