Hoffnung auf Frieden in Afghanistan Taliban und USA reden
29.01.2012, 15:59 Uhr
Das Verhältnis zwischen den USA und der Taliban ist noch von Misstrauen geprägt.
(Foto: REUTERS)
In Katar nähern sich die USA und Vertreter der Taliban laut einem Medienbericht an. Doch die radikalislamische Gruppe ist zerstritten. Nicht alle befürworten die Gespräche. Im Osten Afghanistans entführen Islamisten ein Mitglied des afghanischen Friedensrats.
Vertreter der radikalislamischen Taliban sind einem US-Zeitungsbericht zufolge in Katar mit Abgesandten der US-Regierung zusammengekommen. Ziel des Treffens seien vertrauensbildende Maßnahmen gewesen, um ein Ende des Afghanistan-Konflikts herbeizuführen, berichtete die "New York Times". Dazu zähle auch die Möglichkeit eines Gefangenenaustausches, zitierte die Zeitung ehemalige Taliban-Vertreter. Die Taliban hatten sich kürzlich bereit erklärt, eine dauerhafte Vertretung in Katar zu eröffnen.
Bis zu acht Taliban-Vertreter reisten laut "NYT" von Pakistan nach Katar, um dort ein Büro für die Aufständischen einzurichten. Dies zeige, dass die Taliban, die sich bislang nicht öffentlich zu Friedensgesprächen bereit erklärten, sich auf vorläufige Gespräche vorbereiteten, berichtete die Zeitung weiter. Vom afghanischen Hohen Friedensrat, der eine Aussöhnung mit den Taliban erzielen soll, hieß es, die afghanische Regierung erwarte nun eine Delegation der Regierung von Katar in Kabul, um die Rolle des Golfstaates bei den Gesprächen zu erklären.
Laut "NYT" dementierten US-Beamte nicht, dass es Treffen mit Taliban-Vertretern gegeben habe. Die Gespräche schienen zudem zumindest die stillschweigende Zustimmung Pakistans zu haben, das vorherige Bemühungen der Taliban zur Teilnahme an den Gesprächen behindert hatte.
Entführung läuft Friedensbemühungen zuwider
Seit ihrem Sturz Ende 2001 kämpfen die Taliban gegen die afghanische Regierung und die ausländischen Truppen. Präsident Hamid Karsai versucht seit Jahren vergeblich, sie an den Verhandlungstisch zu bekommen. Ende 2010 brachte er die Idee einer Vertretung der Taliban in einem neutralen Land ins Spiel, um Friedensgespräche zu erleichtern.
Doch die Taliban sind sich in der Frage uneins: Taliban entführten am Freitag ein Mitglied des afghanischen Friedensrates während eines Einsatzes im Osten des Landes, wie nun bekannt wurde. Nach Angaben der Behörden verschwand Mawlaui Schafihullah Schafih in der Region Asmar, wo er sich für die Teilnahme der Taliban an dem Friedensprozess einsetzen wollte. Die Islamisten hätten den Mann direkt nach seinem Ausstieg aus dem Fahrzeug verschleppt, berichtete ein weiteres Mitglied des Friedensrates. Die Entführung zeigt die Schwierigkeiten bei dem Versuch, die Taliban-Kämpfer an der Front zu Friedensgesprächen zu bewegen.
Cameron: Abzug darf nicht "gleichzeitig" erfolgen
Der britische Premierminister David Cameron warnte derweil vor einem vorschnellen Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan. Der Rückzug der Soldaten müsse sich nach der Sicherheitslage vor Ort richten, sagte Cameron bei einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in London. Natürlich dürften kurz vor dem geplanten Ende des Nato-Kampfeinsatzes Ende 2014 nicht alle Soldaten "gleichzeitig" das Land verlassen, sagte Cameron. Das Tempo des Truppenabzugs müsse sich vielmehr an der Übergabe der Kontrolle an die afghanischen Sicherheitskräfte orientieren.
Mit seinen Äußerungen reagierte Cameron offenbar auf eine Ankündigung des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Dieser hatte bei einem Treffen mit Karsai in Paris gesagt, dass der Abzug der französischen Soldaten bereits Ende 2013 abgeschlossen sein werde. Vor gut einer Woche hatte ein afghanischer Soldat vier französische Soldaten erschossen. Frankreich hat 3600 Soldaten in Afghanistan stationiert. In diesem Jahr sollen bereits 1000 Soldaten zurückkehren. Großbritannien hat derzeit rund 9500 Soldaten in dem Land am Hindukusch im Einsatz und ist damit der zweitgrößte Truppensteller nach den USA. Alle Isaf-Soldaten sollen bis Ende 2014 das Land verlassen.
Quelle: ntv.de, AFP/rts