Politik

"Nicht die harte Tour wie 1996" Taliban wollen ihr Image verbessern

Taliban-Vertreter bei den Afghanistan-Gesprächen in Moskau (Archivbild).

Taliban-Vertreter bei den Afghanistan-Gesprächen in Moskau (Archivbild).

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Eine friedliche Lösung für Afghanistan ist ohne die radikal-islamischen Taliban unmöglich. Sie machen sich bereits Gedanken über eine Beteiligung an der Macht und lassen durchblicken, nicht so rigide wie vor 20 Jahren regieren zu wollen.

Im Zusammenhang mit den Friedensgesprächen in Afghanistan bemühen sich die radikal-islamischen Taliban um eine Verbesserung ihres Rufs. "Wenn es zum Frieden kommt und die Taliban zurückkehren, wird es nicht auf dieselbe harte Tour sein wie 1996", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid Reuters.

Damals hatten sie nach dem Chaos eines jahrelangen Bürgerkriegs die Kontrolle über die Hauptstadt Kabul übernommen und eine rigide Herrschaft ausgeübt - Musik und Tanz waren ebenso verboten wie Schulen für Mädchen. Frauen mussten in der Öffentlichkeit den ganzen Körper unter einer Burka verstecken. Kleinste Verstöße gegen das islamische Recht, die Scharia, wurden mit drakonischen Strafen geahndet. Im Fußballstadion Kabul führten die Taliban öffentliche Hinrichtungen durch. 2001 wurden sie mit Unterstützung der US-Armee aus Kabul vertrieben.

Derzeit bemühen sich US-Unterhändler Zalmay Khalilzad und Vertreter der Taliban um die Vorbereitung von Friedensgesprächen. Berichte über einen Abzug eines großen Teils der US-Truppen nährten die Erwartungen auf baldige Ergebnisse der Verhandlungen.

"Wir sind gegen die Anwesenheit ausländischer Truppen in Afghanistan", sagte Mudschahid. "Wenn sie einmal weg sind und ein Friedensvertrag erreicht ist, wird eine landesweite Amnestie verkündet." Niemand, weder die Polizei noch die Armee, Regierungsbeamte oder sonst jemand würden Racheakte der Taliban erleben.

Bei vielen Afghanen stößt dies auf Skepsis. Er glaube nicht, dass sich ihre Denkart verändert habe, sagte ein Sprecher der Afghanischen Unabhängigen Menschenrechtskommission. "Sie haben aber erkannt, dass sie ohne Respektierung der Menschenrechte von der internationalen Gemeinschaft nicht akzeptiert werden."

"Auch die Taliban sind kriegsmüde"

Viele Afghanen glauben nicht daran, dass die Taliban ihre rigiden Positionen aufgegeben haben, und rechnen eher mit einer Rückkehr der strengen Version islamischer Herrschaft. Aus manchem spricht zugleich Kriegsmüdigkeit und Resignation. "Ich weiß, dass für mich kein Platz mehr sein wird, wenn die Taliban im alten Stil zurückkehrt", sagte ein Polizist. Er werde zur Regierung stehen, ganz gleich, was sie entscheide. Er habe aber die Hoffnung in die Zukunft nicht aufgegeben. Auch die Taliban seien kriegsmüde.

Für einige konservative Afghanen in den ländlichen Gebieten sind die Taliban ohnehin kein großes Übel. Sie versprechen ihnen Stabilität und die konsequente Durchsetzung traditioneller islamischer Regeln.

Taliban-Sprecher Mudschahid sagte, sie seien nicht gegen Bildung und Arbeit für Frauen. Sie wollten aber die Einhaltung kultureller und religiöser Regeln. Und sie seien gegen einen fremdartigen Kleidungsstil bei Frauen, der in das Land gebracht worden sei.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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