Politik

Neue Afghanistan-Strategie Taliban wollen keinen Frieden

Nach Vorstellung von Afghanistans Präsident Karsai und des Westens sollen die Taliban in den angestrebten Friedensprozess einbezogen werden. Es habe bereits erste Geheimverhandlungen gegeben, hieß es gestern. Das bestreiten die radikalen Islamisten nun – und dementieren zugleich jedwede Friedensbereitschaft.

Präsident Karsai lobt den Kurswechsel des Westens.

Präsident Karsai lobt den Kurswechsel des Westens.

(Foto: dpa)

Der afghanische Präsident Hamid Karsai will an seinem Kurs festhalten, die Taliban in das Konzept zur Befriedung seiner Heimat einzubinden. Vor allem habe der Westen bei der Afghanistan-Konferenz in London "endlich" begriffen, wie wichtig ein Aussöhnungsprogramm mit den Taliban für Afghanistan sei, sagte Karsai in einem Interview des "Spiegel". Die Taliban halten davon offensichtlich aber nichts. Sie bekräftigten ihr Festhalten am "Heiligen Krieg gegen alle Invasoren". In einer in Kabul verbreiteten Erklärung dementierte die Führung der radikal-islamischen Taliban jede Friedensabsicht oder - bereitschaft.

Berichte vom Vortag über ein angebliches Treffen der Taliban-Führung mit dem Afghanistan-Beauftragten der UN, Kai Eide, wurden als "sinnlose und gegenstandslose Gerüchte" bezeichnet. Nach diesen Berichten soll Eide Anfang Januar in Dubai mit Vertretern der Taliban zusammengekommen sein.

Merkel sieht Schlüsselrolle Pakistans

Karsai sagte dem "Spiegel", der Westen habe erst jetzt erkannt, dass sich der Antiterrorkampf nicht gegen afghanische Dörfer richten dürfe, sondern gegen die "Rückzugsgebiete, die Trainingscamps, die finanziellen Unterstützer" der Terroristen. "Hätten die Verbündeten das schon vor acht Jahren eingesehen, stünden wir heute besser da. Leider haben nicht alle auf uns gehört", sagte Karsai.

Nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für die Friedensbemühungen in Afghanistan besonders wichtig, Pakistan einzubinden. "Für eine umfassende Lösung wäre ein noch viel stärkeres Engagement der afghanischen Autoritäten und die Einbeziehung der Nachbarländer notwendig", sagte die CDU-Chefin der "Welt am Sonntag". Das sei bislang nur sehr bedingt gelungen. "Frieden in dieser Region wird es nicht geben, ohne dass Pakistan seiner Mitverantwortung gerecht wird", erklärte Merkel kurz nach der internationalen Afghanistan-Konferenz in London.

Abzug ab 2011

Dort hatten sich am Donnerstag Vertreter von 60 Staaten darauf geeinigt, die Truppen aufzustocken, die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte zu intensivieren und die Mittel für den Wiederaufbau des Landes zu erhöhen. Die Alliierten wollen so schnell wie möglich die regulären afghanischen Truppen in die Lage versetzen, selbst den Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban führen und die Sicherheit garantieren zu können. Die USA und Deutschland wollen 2011 mit dem Abzug erster Truppenteile beginnen.

"Ein Abzug ohne das Erreichen unserer Ziele und obendrein ein deutscher Alleingang wäre keine Übergabe der Verantwortung, sondern eine Aufgabe in Verantwortungslosigkeit", bekräftigte Merkel frühere Äußerungen.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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