Politik

Internationale Rettungsaktion Tausende Menschen aus Kabul geflogen

Allein die Bundeswehr rettete bislang nach eigenen Angaben mehr als 1640 Menschen.

Allein die Bundeswehr rettete bislang nach eigenen Angaben mehr als 1640 Menschen.

(Foto: dpa)

Die Bemühungen der westlichen Staaten, eigene Bürger und zu schützende Afghanen aus Kabul auszufliegen, reißen nicht ab. Tausende Menschen konnten bislang gerettet werden. Um weitere Personen vor den Taliban in Sicherheit zu bringen, sind Gespräche mit den militanten Islamisten unerlässlich.

Angesichts der dramatischen Lage in Afghanistan seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban haben westliche Länder inzwischen Tausende Menschen aus Kabul ausgeflogen. Die Berichte darüber, wie viele genau, variieren zwischen 9000 und 18.000 Geretteten. Die Bundeswehr flog bis spät in die Nacht deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul aus, insgesamt nun mehr als 1640 Menschen. Gleichzeitig laufen weltweit hektische diplomatische Bemühungen, um in der Krise international eng zusammenzuarbeiten.

Zuletzt landete eine Transportmaschine der Bundeswehr vom Typ A400M mit 181 Menschen an Bord in der Nacht in der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Zuvor war ein A400M mit 184 Menschen an Bord aus der afghanischen Hauptstadt eingetroffen. "Bisher wurden in elf Umläufen über 1640 Menschen aus Afghanistan evakuiert", teilte die Bundeswehr auf Twitter mit.

Die USA meldeten am Donnerstag, sie hätten in den vergangenen fünf Tagen rund 7000 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Auch andere westliche Länder haben bereits Hunderte Landsleute ausgeflogen, darunter Frankreich, die Türkei oder Großbritannien. Am Flughafen der Stadt warten aber weiter Tausende Afghanen, um einen Platz in einem rettenden Flieger zu bekommen. Nach unbestätigten Berichten gab es mehrere Tote am Flughafen, wo sich die Menschen in einem Streifen zwischen US-Soldaten und Taliban drängen.

Die NATO gab an, ihre Bemühungen bei den Evakuierungen verdoppeln zu wollen. Ein Vertreter des westlichen Verteidigungsbündnisses verwies auf Tausende Menschen, die vor dem Flughafen der Hauptstadt Kabul stünden. Die britische Zeitung "The Times" berichtete, der letzte britische Evakuierungsflug soll Kabul schon in fünf Tagen verlassen. Die Taliban riefen derweil Imame vor den traditionellen Freitagsgebeten dazu auf, die Gläubigen aufzufordern, im Land zu bleiben.

"Produktive Gespräche" mit den Taliban

Dramatische Szenen hatten sich schon kurz nach der Machtübernahme der Taliban am Flughafen abgespielt, Menschen klammerten sich an startende US-Flugzeuge und stürzten dann ab. Dabei kam nach Angaben eines Sportverbandes auch ein Fußballspieler der afghanischen Jugend-Nationalmannschaft ums Leben.

Die Gruppe sieben wichtiger Industrieländer G7 forderte ebenso wie die UNO die Taliban am Donnerstag auf, den Afghanen, die das Land verlassen wollen, einen sicheren Zugang zum Flughafen zu gewähren. Die UNO warnte vor der systematischen Verfolgung von afghanischen NATO-Ortskräften, die Taliban führten "Prioritätenlisten" für Festnahmen. Die USA versicherten aber am Donnerstag, dass sich der Zugang zum Flughafen verbessert habe. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, "der Prozess funktioniert". Auch das US-Außenministerium verwies auf "produktive Gespräche" mit den Taliban.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron plädierte für eine enge internationale Zusammenarbeit in der Krise. In einem eineinhalbstündigen Telefongespräch mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin vereinbarten beide nach Angaben des Élysée-Palasts, sich in den nächsten Tagen und Wochen eng abzustimmen - bilateral ebenso wie im Rahmen des UN-Sicherheitsrates und der G20. Bundeskanzlerin Angela Merkel will am heutigen Freitag bei einem Besuch in Moskau mit Putin auch über Afghanistan sprechen. Ein G7-Treffen ist für nächste Woche vorgesehen.

Macron hob in einem Telefonat mit US-Präsident Joe Biden die "dringende Notwendigkeit" zwischen Verbündeten hervor, sich schnell vor Ort zu koordinieren, um die Evakuierung der jeweiligen Staatsbürger und gefährdeter Afghanen sicherzustellen. Die Außenminister der NATO wollen im Laufe des Tages über die Lage beraten.

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/rts

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