Streit um "Persepolis" Tausende protestieren
16.10.2011, 19:56 Uhr
Die Demonstranten in Tunis fordern eine freie Presse.
(Foto: AP)
Ein Zeichentrickfilm in Schwarz-Weiß sorgt in Tunesien für Empörung. Hunderte Angreifer attackieren einen Privatsender, der den Film "Persepolis" ausstrahlt. Nun demonstrieren Tausende für Meinungsfreiheit in dem islamischen Land.
Nach gewaltsamen Protesten gegen die Ausstrahlung des Zeichentrickfilms "Persepolis" im tunesischen Fernsehen sind in Tunis tausende Menschen für Meinungsfreiheit auf die Straße gegangen. "Das Volk will Meinungsfreiheit" und "Tunesien ist für alle da" riefen die Demonstranten, die einem Aufruf über das Internet-Netzwerk Facebook gefolgt waren. Einige von ihnen hatten sich den Mund mit Klebeband zugeklebt. Angesichts einer massiven Präsenz der Polizei verlief der Demonstrationszug durch die Hauptstadt ohne Zwischenfälle.
Am Freitag hatten in Tunis tausende Demonstranten gegen die Ausstrahlung des Films "Persepolis" demonstriert, weil Gott darin als alter, bärtiger Mann dargestellt wird. Sie forderten die Schließung des Privatsenders Nessma TV, in dem der Film zu sehen war. Hunderte Angreifer attackierten später auch das Haus von Senderchef Nabil Karoui und setzten es in Brand. Die wichtigste islamistische Partei Ennahda distanzierte sich später von den Krawallen.
Der Film "Persepolis" von 2007 basiert auf einem Comic der in Frankreich lebenden iranischen Autorin Marjane Satrapi und erzählt von ihrer Jugend und Kindheit im Iran. Er wurde für den Oscar nominiert und beim Filmfestival in Cannes mit einem Spezialpreis ausgezeichnet.
Quelle: ntv.de, dpa