Auslieferung nach Deutschland Tauziehen um Demjanjuk
07.04.2009, 10:48 UhrVier Wochen nach Erlass eines Haftbefehls in München gegen den mutmaßlichen NS-Verbrechers John Demjanjuk geht das juristische Ringen um die Abschiebung des 89-Jährigen aus den USA in eine weitere Runde. Der Anwalt Demjanjuks in den USA, John Broadley, kündigte einen neuen Vorstoß an, um die Abschiebung seines Mandanten zu verhindern. Ein Einwanderungsrichter im US-Staat Virginia hatte am Montag einen in der vergangenen Woche verfügten Abschiebestopp zum 8. April wieder aufgehoben und damit den Weg für die Ausweisung Demjanjuks ab Mittwoch freigemacht. Dagegen will Broadley nun bei einer Berufungsinstanz im Bundesstaat Virginia Einspruch einlegen.
Beihilfe zum Mord
Er sei sicher, dass Demjanjuk am Mittwoch nicht nach Deutschland geschickt werde, sagte der Anwalt. Er erwarte eine Verlängerung des Abschiebestopps, bis in der Sache grundsätzlich entschieden werde. Demjanjuk lebt derzeit als Staatenloser in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio. Das Amtsgericht München hat am 11. März Haftbefehl gegen ihn erlassen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem gebürtigen Ukrainer vor, als Wachmann im Vernichtungslager Sobibor während des Zweiten Weltkriegs im besetzten Polen Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Juden geleistet zu haben.
Broadley hatte am vergangenen Donnerstag einen Eilantrag bei dem Einwanderungsgericht in Virginia gestellt, in dem es hieß, eine Ausweisung komme für den gebrechlichen Demjanjuk einer Folter gleich. Tatsächlich setzte Richter Wayne Iskra die ursprünglich bereits für Montag angesetzte Abschiebung aus, revidierte dann seine Entscheidung aber wieder - mit der Begründung, das Gericht sei dafür gar nicht zuständig gewesen.
Broadley wertete es unterdessen als hoffnungsvolles Zeichen, dass Iskra in seiner ersten Entscheidung ausdrücklich auf den verschlechterten Gesundheitszustand Demjanjuks verwiesen habe.
Quelle: ntv.de