Ungebetene Zuschauer beim Manöver? Teheran meldet Drohnen-Abschuss
23.02.2013, 22:23 Uhr
Schießübung in der Abenddämmerung: Mit einer solchen Luftabwehrgeschützen lassen sich nur tief fliegende Ziele bekämpfen (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Mit einem angeblichen Erfolg der iranischen Luftabwehr versucht das Regime in Teheran, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf seine militärischen Fähigkeiten zu lenken. Die Revolutionsgarden bejubeln den Abschuss eines "feindlichen" Fluggeräts. Die Herkunft der Drohne bleibt rätselhaft.

Auch für hoch fliegende Drohnen gefährlich: Im Waffenarsenal des Iran befinden sich auch Luftabwehr-Raketenpanzer russischer Bauart wie etwa dieser "Tor-M1" (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
Die Streitkräfte des Iran haben nach eigenen Angaben eine "feindliche Drohne" abgefangen. Während eines Militärmanövers im Süden des Landes sei das Fluggerät aufgespürt und zu Boden gebracht worden, sagte General Hamid Sarkheili in seiner Funktion als Sprecher der iranischen Revolutionsgarden.
Eine Einheit für elektronische Kriegführung habe Signale aufgefangen, beschrieb er den Ablauf des Vorfalls. Diese Signale hätten darauf hingedeutet, dass "fremde Drohnen" versuchten, in den iranischen Luftraum einzudringen. Die Revolutionsgarde habe daraufhin die Kontrolle über das Navigationssystem einer der Drohnen übernommen und das Fluggerät nahe der Stadt Sirdschan heruntergeholt.
Die Drohnen hätten demnach versucht, bis in den Bereich eines iranischen MIlitärmanövers vorzudringen. "Es ist uns gelungen, eine Drohne zu landen", sagte Sarkheili. Details zum Typ der Drohne oder Angaben zur vermutlichen Herkunft machte er nicht.
Aus der Sicht westlicher Militärexperten bleibt damit offen, ob die Revolutionsgarden tatsächlich, wie behauptet, einen unbemannten Späher fremder Mächte abgeschossen haben, oder ob es sich bei dem fraglichen Gerät nicht vielleicht doch um ein ferngesteuertes Übungsziel aus iranischer Produktion handelt, das zu Testzwecken in den Einflussbereich der iranischen Elektronikexperten gelenkt worden sein könnte. Ähnliche Erfolge will der Iran bereits in früheren Fällen erzielt haben.
"Wo immer wir sie brauchen"
Immerhin wäre der Einsatz einer Aufklärungsdrohne durch das US-Militär oder der Überwachungsflug einer Drohne des Auslandsgeheimdienstes CIA über iranischem Gebiet nicht vollkommen unplausibel. Eine offizielle Stellungnahme aus den USA lag zunächst nicht vor. Dafür ließ Teheran über die Nachrichtenagentur Fars zusätzlich ankündigen, dass der iranischen Marine künftig eigene Drohnen mit verschiedenen Reichweiten und ausgelegt für verschiedene Einsatzzwecke wie etwa "Aufklärung, sowie offensive und defensive Maßnahmen" einsetzen kann. Sogar von "Selbstmord-Drohnen" war die Rede. "Wir werden unsere Drohnen nutzen, wo immer wir sie brauchen", ließ sich Konteradmiral Habibollah Sayyari zitieren.
Im Dezember 2012 hatte der Iran erklärt, eine US-Drohne vom Typ "ScanEagle" abgefangen zu haben. Das US-Militär hatte dies jedoch bestritten. Einen Monat zuvor hatte die iranische Luftwaffe das Feuer auf eine US-Drohne vom Typ "Predator" eröffnet - ein Vorfall den beide Seiten bestätigen. Lediglich die Frage, ob sich der Zwischenfall im iranischem Luftraum oder über internationalen Gewässern ereignete, blieb umstritten.
Gut ein Jahr zuvor soll den Iranern ein unbemannter US-Aufklärer vom Typ "RQ-170 Sentinel" fast unbeschädigt in die Hände gefallen sein. Teheran sprach seinerzeit zunächst von einem Abschuss und erklärte später, das unbemannte Fluggerät mit elektronischen Befehlen abgefangen zu haben. Die USA behaupteten, die Drohne sei bei einem Afghanistan-Einsatz außer Kontrolle geraten und nahe der Grenze abgestürzt. Später bestätigten Regierungskreise Washington, dass die Drohne tatsächlich zur Überwachung iranischer Nuklearanlagen eingesetzt worden sei.
Abwehrerfolg oder Propaganda-Coup?
Das Militärmanöver, in dessen Rahmen sich der aktuelle Vorfall ereignet haben soll, fällt mitten in die Vorbereitungen auf die anstehende Runde neuer Atomgespräche. Die dreitägigen Übungen finden bei Sirdschan im Süden des Landes statt, wie staatliche Medien meldeten. Die Stadt liegt rund 300 Kilometer vom wichtigen iranischen Kriegshafen Bandar-e-Abbas entfernt, mit dem iranische Truppen den Schiffsverkehr in der Straße von Hormus kontrollieren können.
Ziel des Manöver sei es, die militärische Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten, hieß es aus Teheran. Im Zuge der gestiegenen Spannungen wegen seines umstrittenen Atomprogramms hat der Iran in den vergangenen Monaten seine Militärmanöver intensiviert.
Wenige Tage vor Almaty
Der Westen verdächtigt die iranische Regierung, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Israel und die USA haben deshalb auch Militärschläge gegen iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen. Teheran weist die Vorwürfe zurück und droht seinerseits mit einem Einsatz seiner Raketen, die nach Angaben des Militärs 2000 Kilometer weit bis nach Israel fliegen können.
In Almaty, der früheren Hauptstadt von Kasachstan, soll nun die sogenannte 5+1-Gruppe aus den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates (USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich) und Deutschland ihre Gespräche mit dem Iran nach neunmonatiger Unterbrechung wiederaufnehmen. Dabei soll Teheran auch ein neues Angebot unterbreitet werden. Das Treffen beginnt am kommenden Dienstag.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa