Politik

Iran bekommt Probleme in Indien Teheran prellt Reis-Rechnung

In den Reislagern Indiens spricht es sich schnell herum: Der Handel mit Teheran ist heikel.

In den Reislagern Indiens spricht es sich schnell herum: Der Handel mit Teheran ist heikel.

(Foto: REUTERS)

Der Druck der USA auf Teheran zeigt offenbar Wirkung: Indische Reis-Exporteure klagen über ausstehende Summen in Millionenhöhe. Ihr Verband warnt mittlerweile vor Geschäften mit dem Iran. Wegen des Atomstreits mit dem Westen könnten dort bald weitere Waren des täglichen Bedarfs aus den Verkaufsregalen verschwinden. Auch ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf iranischen Rohöls hängt fest.

Ajatollah Khomeini in der "Cash Machine": Der Iran hat Schwierigkeiten, seine Rechnungen zu bezahlen.

Ajatollah Khomeini in der "Cash Machine": Der Iran hat Schwierigkeiten, seine Rechnungen zu bezahlen.

(Foto: REUTERS)

Der Iran ist Indien nach Angaben von Exporteuren das Geld für 200.000 Tonnen Reis schuldig geblieben. Die indischen Händler hätten deshalb in den Monaten Oktober und November 2011 Zahlungsausfälle von 144 Mio. Dollar erlitten, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Informationen aus dem Kreis der Betroffenen.

"Das ist eine ernste Angelegenheit, und wir schließen weitere Ausfälle aus dem Iran nicht aus", sagte der Chef des Verbands der Reisexporteure, Vijay Setia. Seine Organisation habe die indische Regierung um Hilfe gebeten. Die Zahlungsausfälle für die Reislieferungen könnten ein weiterer Beleg dafür sein, dass die westlichen Sanktionen gegen den Iran wegen dessen Atomprogramm wirken. Womöglich sind die Handelspartner der indischen Reisexporteure allerdings nur in Verzug geraten: Für sie wird es immer schwieriger, den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu organisieren. 

Schattenhandel auf Umwegen

Indien ist der wichtigste Reislieferant der Islamischen Republik. Der Iran bezieht rund 70 Prozent seines jährlichen Bedarfs von bis zu 1,2 Millionen Tonnen Reis aus dem südasiatischen Schwellenland. Die meisten Exportfirmen räumen ihren Kunden ein Zahlungsziel von 90 Tagen ein. Indische Firmen sollten ihren iranischen Kunden keinen Kredit mehr gewähren, empfahl Verbandspräsident Setia. Sie würden damit dem Vorbild von Exporteuren aus Thailand, Vietnam und Pakistan folgen.

Der Reishandel mit dem Iran wird durch zwei Probleme belastet: Zum einen macht die Schwäche der Landeswährung Rial Termingeschäfte teurer. Zum anderen erschweren die Sanktionen die Nutzung inoffizieller Handelswege über Mittelsmänner am Golf. Dabei bezahlen iranische Käufer ihre Verbindungsleute in Rial, die wiederum den Indern den Reis gegen Dollar abkaufen. Indischen Händlern zufolge sorgte der Kursverfall des Rial für zusätzliche Probleme, weil dadurch die Kosten für die Importeure und die Vermittler stiegen. Hinzu kam am 26. Januar eine achtprozentige Abwertung der iranischen Währung.

Probleme mit dem Rohöl

Seit dem vorigen Monat haben etwa 20 iranische Importfirmen ihre Reisrechnungen nicht bezahlt. "Das droht den Handel mit ihnen zu gefährden und schadet beiden Ländern", sagte Anil K. Mittal, der Chef der großen Exportfirma KRBL. Durch die Sanktionen erfolge die Abwicklung des Zahlungsverkehrs nicht mehr über iranische Banken, sondern auf direktem Wege zwischen Exporteur und Empfänger. Das und die eingeräumten Kreditlinien machten indische Händler für Zahlungsausfälle anfällig.

Auf der Gegenseite ist Indien der zweitgrößte Käufer iranischen Öls. Wegen der Finanzsanktionen gegen die Regierung in Teheran hat das Land Probleme, seine Ölrechnung von 11 Mrd. Dollar zu begleichen. Das Geld wäre vorhanden. Durch die Beschränkungen im Bankverkehr muss lediglich die Frage geklärt werden, wie die regelmäßig anstehenden Summen aus dem Ölhandel transferiert werden können.

Quelle: ntv.de, rts

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