Eiszeit in London Teheran zeigt Bilder
28.03.2007, 10:30 UhrDer Konflikt um die von Iran festgehaltenen 15 britischen Marinesoldaten eskaliert weiter. Großbritannien fror am Mittwoch die Beziehungen zu Teheran ein. Die offiziellen Kontakte zu Teheran sollen erst wieder aufgenommen werden, wenn die Soldaten wieder frei sind. Premierminister Tony Blair kündigte vor dem Unterhaus an, London werde auch den internationalen Druck erhöhen. Die iranische Führung müsse begreifen, dass sie sich in "völliger Isolation" befinde. Als erstes Anzeichen einer Entspannung kündigte Teheran die baldige Freilassung der einzigen festgehaltenen Soldatin an.
Die Marinesoldaten waren am Freitag vergangener Woche verschleppt worden, als sie im Mündungsbereich des Grenzflusses Schatt el Arab ein Handelsschiff kontrollieren wollten. Seither streiten sich London und Teheran, ob sich die Briten in iranischen oder irakischen Hoheitsgewässern aufhielten. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlichte am Mittwoch Beweismaterial, wonach die Soldaten mehr als drei Kilometer von der iranischen Grenze entfernt aufgegriffen worden seien.
Bilder der Gefangenen
Erstmals seit der Festnahme der 15 Briten zeigte der arabisch-sprachige Fernsehkanal Al-Allam des iranischen Staatsfernsehens am Mittwoch Bilder von den Gefangenen. Die britische Regierung kritisierte die Ausstrahlung scharf: "Es ist völlig inakzeptabel, dass diese Bilder im Fernsehen gezeigt werden."
Auf den Aufnahmen sind die in Uniform gekleideten Briten beim Essen zu sehen. Die einzige Frau unter ihnen, Faye Turney, trägt ein Kopftuch, raucht und sieht niedergeschlagen aus. Eingeblendet wird ein offenbar von ihr an ihre Familie geschriebener Brief. Darin heißt es unter anderem: "Bitte, macht Euch um mich keine Sorgen. Ich halte durch... Die Leute sind nett und gastfreundlich."
Zudem wurden Aufnahmen gezeigt, wie die Briten in Schlauchbooten vermutlich der iranischen Revolutionsgarden an Land gebracht werden. Der US-Sender zitierte eine erste Reaktion des Londoner Außenministeriums: Das Video sei "völlig inakzeptabel". Laut britischen Medienberichten wurden die Bilder an einem unbekannten Ort aufgenommen.
Die Regierung sei außerdem sehr besorgt um Faye Turney, so das Außenministerium. Sie hatte in dem Fernsehinterview gesagt, es sei "offensichtlich", dass sie und ihre Kollegen in iranische Hoheitsgewässer geraten seien. "Wir sind sehr besorgt darüber, unter welchen Umständen sie diese Angaben gemacht hat", sagte der Sprecher.
"Neue Phase" der Diplomatie
Die britische Außenministerin Margaret Beckett sprach im Unterhaus von einer "neuen Phase" der Diplomatie. Die Regierung werde "alle anderen offiziellen bilateralen Geschäfte" einfrieren, bis die Situation geregelt sei. Dazu gehört nach Angaben des Außenministeriums zum Beispiel der Stopp von staatlichen Hilfen für Handelsprojekte. Außerdem sollen iranische Behörden- und Regierungsvertreter keine Visa für Großbritannien mehr erhalten.
Premierminister Blair bezeichnete die Festsetzung der 14 Männer und einen Frau als "völlig inakzeptabel, falsch und illegal". Die Marinesoldaten hätten sich eindeutig in irakischen Gewässern aufgehalten, rund 1,7 Seemeilen (etwa 3,1 Kilometer) von der Grenze zum Iran entfernt. Die Briten stützen sich dabei auf Positionsaufzeichnungen, die mit dem Satelliten-Navigationssystems GPS gemacht wurden. Bislang veröffentlichten sie allerdings noch keine Satellitenbilder.
Vizeadmiral Charles Style sagte, die Soldaten seien "in einen Hinterhalt gelockt worden". Anfangs hätten die Iraner die britischen Positionsangaben auch noch bestätigt. Erst später hätten sie den Zwischenfall ohne nähere Erläuterungen an eine Stelle zwei Seemeilen weiter östlich verlegt. Bislang hat es Teheran abgelehnt, britischen Diplomaten Zugang zu den Festgehaltenen zu gewähren.
Türkei will vermitteln, Iran lehnt ab
Am Mittwoch schaltete sich auch die Türkei in die Krise ein. Türkische Diplomaten könnten die Briten möglicherweise besuchen, sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nach einem Gespräch mit dem iranischen Außenminister Manuchehr Mottaki am Rande des Gipfeltreffens der Arabischen Liga in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Mohammad-Ali Hosseini sagte dazu, es bedürfe keiner Vermittlung. "Wir haben kein Problem mit der britischen Botschaft in Teheran, und weil der Botschafter auch in Teheran ist, brauchen wir keine Vermittlung anderer Länder."
Die derzeitige EU-Ratsvorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, sagte vor dem Europaparlament in Brüssel: "Wir werden als Europäische Union auch sehr deutlich machen, dass es völlig inakzeptabel ist, wenn 15 britische Soldaten vom Iran gefangen genommen und festgehalten werden."
Quelle: ntv.de