Blutiger Selbstmordanschlag Terror in Tel Aviv
18.07.2002, 00:09 UhrZwei palästinensische Selbstmordattentäter haben sich am Mittwochabend im Süden Tel Avivs in die Luft gesprengt. Laut Polizei wurden dabei mindestens fünf Passanten getötet. Beide Attentäter starben vermutlich ebenfalls. Die israelische Polizei teilte mit, weitere 37 Menschen hätten zum Teil schwere Verletzungen erlitten.
Es war der erste Selbstmordanschlag in Israel seit Wiederbesetzung der palästinensischen Städte des Westjordanlands im Juni. Die Gruppe Islamischer Dschihad bekannte sich in einem libanesischen Rundfunksender zu dem Anschlag.
Die beiden Attentäter sprengten sich kurz nacheinander inmitten einer Menschenmenge vor einem Kiosk nahe der ehemaligen Zentralen Busstation in die Luft. Rettungswagen rasten mit den Verletzen in Krankenhäuser, die Polizei sperrte den Ort des Anschlags weiträumig ab und suchte nach weiteren Sprengsätzen. Die Tat ereignete sich in einer überwiegend von ausländischen Arbeitskräften bewohnten Gegend Tel Avivs.
Vergeltung
Der Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon kündigte rasche Vergeltung für den neuen Anschlag an. Im Gespräch mit dem US-Nachrichtensender CNN sagte Raanan Gissin, die palästinensische Autonomiebehörde sei für die Tat verantwortlich.
Kritik am Anschlag
Der palästinensische Kabinettssekretär Ahmed Abdel Rachman verurteilte den neuen Anschlag scharf. Rachman sagte dem arabischen TV-Sender Al Dschasira, solche Anschläge schadeten vor allem dem palästinensischen Volk selbst. Gleichzeitig rechtfertigte Rachman den Anschlag im nördlichen Westjordanland, bei dem am Vortag acht Israelis getötet worden waren, als „legitim“, weil er auf besetztem Palästinensergebiet verübt wurde.
Erleichterungen gestrichen
Der israelische Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser hat angesichts Anschlags eine Reihe von Erleichterung für die palästinensische Bevölkerung wieder aufgehoben. Ben-Elieser sagte nach Medienberichten, Israel wolle „so weit wie möglich die Lage der palästinensischen Bevölkerung erleichtern, aber der palästinensische Terror verlängert ihr Leid weiter“.
Explosion
Bei einer Explosion in einem Flüchtlingslager bei Ramallah wurden unterdessen zwei Palästinenser getötet. Es war zunächst unklar, ob es sich um die vorzeitige Explosion einer Bombe oder einen israelischen Angriff handelte.
Arafats Machtverzicht
Der palästinensische Präsident Jassir Arafat ist offenbar bereit, einen Teil seiner politischen Macht abzugeben. Arafat denke über die Ernennung eines Ministerpräsidenten nach, der sich um die tägliche Regierungsarbeit kümmere, sagte Kabinettsminister Nabil Schaath am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP. Dieser Schritt könnte nach der Ausrufung eines unabhängigen Staates Palästina im Anschluss an die im Januar geplanten Wahlen erfolgen.
Israel reagiert positiv
Ranaan Gissin, der Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, erklärte, die Idee, dass Arafat im Amt bleibe, sei akzeptabel, solange dieser einem grundlegenden Wandel nicht im Weg stünde. Es gehe vor allem darum, Arafats Einfluss weniger zerstörerisch zu gestalten. Solange Arafat den Sicherheitsapparat und die Finanzen kontrolliere, würde es keinen Wechsel geben.
Am Montag hatte US-Außenminister Colin Powell in einem Fernsehinterview gesagt, er halte eine Lösung, Arafat als Präsidenten neben einem Ministerpräsidenten zu haben, für nachdenkenswert.
Quelle: ntv.de