Politik

Geld und Propaganda Terrorhelferin muss in Haft

Wegen der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland verurteilt das Kammergericht Berlin eine 29-jährige Frau zu einer Haftstrafe. Sie muss für zwei Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Es handelt sich um die aus Ulm stammende Ehefrau eines Mitglieds der sogenannten "Sauerland"-Gruppe.

Die 29-Jährige versteht sich selbst nicht mehr.

Die 29-Jährige versteht sich selbst nicht mehr.

(Foto: dpa)

Die Frau des Anführers der islamistischen "Sauerland-Gruppe" ist als Terrorhelferin zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Berliner Kammergericht sah es als erwiesen an, dass die 29-Jährige die Terrororganisationen Al Kaida, Islamische Dschihad-Union (IJU) und Deutsche Taliban Mudschahedin (DTM) unterstützt hat, die zum Beispiel für Anschläge auf die internationale Schutztruppe in Afghanistan verantwortlich sind. Die Deutsch-Türkin rief laut Urteil zu Spenden auf, sammelte Geld und warb mit Propagandatexten im Internet Mitglieder für die "extrem gefährlichen" Vereinigungen. Mehr als 1000 Beiträge und Videos veröffentlichte sie demnach im Netz.

Die Frau hatte sich im Prozess von ihren Taten distanziert. "Es kommt mir vor, als sei es eine andere Person gewesen, die die Texte geschrieben hat", hatte die nicht vorbestrafte Frau erklärt. Sie verabscheue Krieg und Gewalt. Sie habe nicht gemerkt, dass sie sich habe radikalisieren lassen. "Ich habe mir und meiner Religion geschadet. Islam heißt Frieden und nicht Gewalt", hatte die schwarz verhüllte Frau gesagt.

Leichtes Opfer für Islamisten-Propaganda

Ihr Ehemann Fritz Gelowicz war im März 2010 in Düsseldorf zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte mit der "Sauerland"-Gruppe Anschläge in Deutschland geplant. Die Männer hatten in einer Ferienwohnung im Sauerland in Nordrhein-Westfalen Sprengstoff hergestellt. Dort waren sie im September 2007 festgenommen worden. Auch Gelowicz hatte sich vom Terrorismus losgesagt. Er und seine Komplizen waren 2006 in einem Terrorcamp der IJU ausgebildet worden.

In dem Berliner Urteil hieß es, die gelernte Kauffrau habe nichts von den Plänen der "Sauerland"-Gruppe gewusst. Die Verhaftung ihres Mannes sei ein Schock gewesen. Auf der Suche nach Erklärungen habe die junge Frau einen Tunnelblick bekommen und sei ein leichtes Opfer für die Propaganda von Islamisten gewesen.

Der Frau sei allerdings bewusst gewesen, dass die von ihr gesammelten und dann an ein Konto überwiesenen 3200 Euro keineswegs für humanitäre Zwecke gedacht, sondern zum Kauf von Waffen und Munition für terroristische Kämpfer bestimmt waren. Die Terrorhelferin habe billigend in Kauf genommen, dass es auch deutsche Soldaten hätte treffen können. "Sie hat eine Vielzahl potenzieller Opfer in Kauf genommen", sagte Richter Josef Hoch.

Anwalt kündigt Revision an

Mit dem Urteil entsprach das Gericht den Forderungen der Bundesanwaltschaft. Der Anwalt der Verurteilten, Mutlu Günal, kündigte Revision an. "Wir halten eine Haftstrafe, die man nicht zur Bewährung aussetzen kann, für nicht angemessen", sagte er im Südwestrundfunk. Das Gericht ordnete an, dass die 29-Jährige aus der einjährigen Untersuchungshaft entlassen wird und bis zum Haftantritt auf freien Fuß bleibt. Ihre Abkehr vom Terrorismus sei glaubhaft, es bestehe keine Fluchtgefahr.

Wegen Unterstützung ausländischer Terrororganisationen laufen noch zwei weitere Prozesse am Berliner Kammergericht. Die Verhandlung gegen einen ursprünglich Mitangeklagten der 29-Jährigen war abgetrennt worden. Er stammt aus Berlin. Ein weiteres Verfahren begann erst im Februar - der mutmaßliche Terrorhelfer musste erst aus der Türkei ausgeliefert werden. Das Trio war im Februar 2010 in Ulm und Berlin festgenommen worden.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen