Festnahme im Flugzeug Terrorverdächtige gefasst
26.09.2008, 10:09 UhrDie Polizei hat in einem Flugzeug auf dem Flughafen Köln/Bonn zwei Terrorverdächtige festgenommen. Das bestätigte LKA-Sprecher Frank Scheulen bei n-tv. Der Terrorismusexperte Bernd Georg Thamm sagte: "Es wird uns eines Tages treffen, der 'Big Bang' scheint vorprogrammiert."
Am Morgen seien gegen 06.55 Uhr "zwei männliche Personen durch Polizeibeamte in einem Flugzeug kurz vor dem Start nach Amsterdam vorläufig festgenommen" worden, sagte Scheulen. Es handele sich um einen 23-jährigen somalischen Staatsangehörigen und einen 24 Jahre alten, in Mogadischu geborenen Deutschen.
Beide stünden unter dem Verdacht, "sich am Dschihad und an möglichen Anschlägen beteiligen zu wollen". Entsprechende Abschiedsbriefe seien von ihnen hinterlassen worden. Das Flugzeug sei nicht gestürmt worden, so Scheulen. Die Festnahme sei "völlig unspektakulär abgelaufen".
Kontakt zur Dschihad Union
Nach Informationen des "Tagesspiegel" wollten die beiden über Amsterdam und Uganda nach Pakistan reisen. Vermutlich hätten sich der Deutsch-Somalier Omar D. und der Somalier Abdirazak B. zur Islamischen Dschihad Union begeben wollen.
Die Dschihad Union steckte hinter dem Versuch der sogenannten Sauerland-Gruppe um den Deutschen Fritz Gelowicz, in der Bundesrepublik mehrere Anschläge mit Autobomben zu begehen. Gelowicz und zwei weitere Mitglieder der Gruppe wurden im September 2007 im Sauerland überwältigt.
Jugendliche Märtyrer
Unterdessen wurde bekannt, dass die Schüsse auf zwei Kölner Polizisten am vergangenen Mittwoch einen islamistischen Hintergrund hatten. Die drei jungen Männer, die die Polizisten in einen Hinterhalt gelockt und beschossen hatten, führten nach eigenen Worten einen "Heiligen Krieg". "Sie haben ausgesagt, sie wollten Märtyrer sein, sich am Dschihad beteiligen", sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Rainer Wolf. Die drei Jugendlichen im Alter von 15, 16 und 17 Jahren sind türkischstämmig, aber in Deutschland geboren. Sie befinden sich wegen des Verdachts des versuchten Mordes in Untersuchungshaft.
Im Verhör gaben die Jugendlichen den Angaben zufolge Sätze von sich wie: "Die Amerikaner müssen als Feind angegriffen werden". Deutsche gehörten für sie wegen des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr ebenso zu den Feinden, sagte Wolf, Leiter der Staatsschutzabteilung bei der Kölner Staatsanwaltschaft. Die drei Jugendlichen wollten den Polizisten demnach ihre Dienstwaffen entreißen, sie dann – um keinen Lärm zu machen – mit Messern töten und die entwendeten Schusswaffen für Terroranschläge benutzen.
"Es wird uns treffen"
Der Terrorismusexperte Bernd Georg Thamm sagte bei n-tv: "Wir müssen uns immer vergegenwärtigen, dass es irgendwann, an irgendeinem Ort, zu einem Anschlag in deutschen Großstädten kommt – zu einem 'Big Bang' oder zum, was die Israelis sagen, 'Dead Man Walking'. Wir müssen uns darauf einstellen und können nicht davon ausgehen, dass dieser Kelch an uns vorüber geht. Es wird uns treffen, wie es leider schon unsere Nachbarn getroffen hat."
Thamm berichtete, dass zunehmend junge deutsche Männer, aber auch Frauen, in einer bürgerlichen Welt und vor einem christlichen Hintergrund sozialisiert worden sind und jetzt zum Islam konvertieren. Sie hätten sich radikalisiert und seien bereit, einen Märtyrertod zu sterben und Anschläge gegen ihre eigenen Landsleute im In- und Ausland zu verüben. "Und das ist neu. Und das ist gefährlich, weil das mitten unter uns groß geworden ist."
Quelle: ntv.de