Mitchell auf erster Reise Tote an der Gaza-Grenze
27.01.2009, 15:47 UhrDie erste Nahost-Reise des neuen US-Sondergesandten George Mitchell ist von Gewalt überschattet worden. Ein israelischer Soldat wurde an der Grenze zum Gazastreifen bei einem Sprengstoffanschlag getötet. Es war der erste Zwischenfall seit Beginn einer Waffenruhe vor zehn Tagen.
Israelische Panzer feuerten als "Antwort" Granaten auf Häuser im Palästinensergebiet ab. Dabei sei nördlich von Chan Junis ein Landwirt getötet worden, teilte der Leiter der Rettungsdienste, Moawija Hassanein, in Gaza mit. Später tötete eine von einem israelischen Flugzeug abgeschossene Rakete einen Militanten, der bei Chan Junis auf einem Motorrad unterwegs war, berichteten Ärzte und Nothelfer in der Region.
Die israelische Armee erklärte, ein Offizier sei bei der Explosion eines Sprengsatzes auf der israelischen Seite der Grenze zum Gazastreifen getötet worden. Ein anderer Offizier sei schwer verletzt worden, außerdem gebe es zwei leicht verletzte Soldaten. Demnach ereignete sich die Explosion nahe dem Grenzübergang Kissufim im Süden des Gazastreifens. Es war der erste Zwischenfall dieser Art, seit Israel und die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas am 18. Januar jeweils einseitig eine Waffenruhe erklärt hatten.
Nach Angaben palästinensischer Ärzte wurde ein 24-jähriger Palästinenser kurz nach der Explosion durch israelische Schüsse in dem Gebiet getötet. In Chan Junis lebende Palästinenser sagten, sie hätten Panzerfeuer gehört. Außerdem hätten Kampfflugzeuge die Gegend überflogen.
Truppen angeblich bei Chan Junis
"Das ist ein ernsthafter Angriff. Wir können das nicht hinnehmen und werden antworten", erklärte Verteidigungsminister Ehud Barak in Jerusalem. Am Dienstagnachmittag rückten israelische Truppen in den Süden des Gazastreifens vor, wie Augenzeugen berichteten. Demnach bewegten sich die Truppen östlich von Chan Junis und eröffneten das Feuer auf einen Bauernhof in dem Gebiet. Ein Armeesprecher konnte die Angaben zunächst nicht bestätigen.
Der ägyptische Außenminister Ahmed Abul Gheit zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass Israel und die Hamas schon in der ersten Februarwoche eine dauerhafte Waffenruhe vereinbaren werden. Abul Gheit hatte zuvor den EU-Chefdiplomaten Javier Solana empfangen. Ägypten tritt bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas als Vermittler auf.
Solana trifft Mitchell
Mitchell traf sich noch am Flughafen in Kairo mit Solana. Am Mittwoch will er mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak sprechen. Für Donnerstag ist ein Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Ramallah geplant. Außerdem will der Nahost-Gesandte Israel, Jordanien und Saudi-Arabien besuchen.
US-Präsident Barack Obama übertrug dem ehemaligen Senator vor dessen Reise alle nötigen Vollmachten. "Wenn er spricht, dann spricht er in unserem Namen", sagte Obama am Montag in Washington bei einem Treffen mit Mitchell und Außenministerin Hillary Clinton. Nur so könne der Sondergesandte "klare Diskussionen" führen und "wirkliche Fortschritte" erreichen.
Deutsche Grenzer in Kairo
Auch eine Delegation von Grenzexperten aus dem Bundesinnenministerium und dem Auswärtigen Amt traf in der Nacht zum Dienstag in Kairo ein. Nach Angaben einer Sprecherin des Auswärtigen Amtes wollten die Experten zunächst gemeinsam mit den ägyptischen Kollegen die Lage vor Ort sondieren und prüfen, inwieweit Deutschland und andere EU-Staaten Hilfe beim Kampf gegen den Waffenschmuggel leisten können und sollen.
Laut Bundesinnenministerium soll die Delegation am Donnerstag wieder nach Deutschland zurückkehren. Nach Angaben eines Sprechers berieten die Experten am Dienstag in Kairo mit der ägyptischen Seite über Möglichkeiten der Unterstützung, am Mittwoch wollten sie sich ein Bild von der Lage an der Grenze zum Gazastreifen machen. Nach der Rückkehr solle in Berlin überlegt werden, welche konkrete Hilfe Deutschland Ägypten anbieten könne. Dabei gehe es um Beratung und technische Unterstützung im Bereich der Grenzsicherung.
Quelle: ntv.de