USA im Obama-Rausch Tränen der Freude
05.11.2008, 09:54 UhrAls sich die Nachricht vom Sieg Barack Obamas wie ein Lauffeuer quer durch die USA verbreitete, brachen bei vielen Menschen alle Dämme. Ob auf dem Times Square im Herzen von New York, vor dem Century Plaza Hotel in Los Angeles oder im Zentrum von Philadelphia - ein unbeschreiblicher, befreiter Jubel breitete sich unter den Millionen von Menschen aus, die es nicht zu Hause vor dem Fernsehschirm gehalten hatte. "Obama, Obama" skandierten sie begeistert.
Wildfremde Menschen fielen sich auf Plätzen und Straßen in die Arme, andere begannen zu tanzen, wieder andere schwenkten die amerikanische Flagge - und sehr, sehr vielen liefen die Tränen übers Gesicht. Weinend, mit ungläubig aufgerissenen Augen stand auch der schwarze Bürgerrechtler Jesse Jackson, der selbst zwei Anläufe unternommen hatte, US-Präsident zu werden, inmitten der feiernden Anhängerschar Obamas im Grant Park in Chicago.
Jubel vor dem Weißen Haus
In allen großen Städten zelebrierten Millionen von Amerikanern mit Hupkonzerten den "Wandel", der nach Amerikas gekommen war. "Amerika wird sich nie wieder selbst so sehen wie zuvor, und die Welt wird Amerika nicht mehr so sehen wie zuvor", rief der Stadtrat von Philadelphia, Bill Green, vor Hunderten von jubelnden Menschen vor dem örtlichen Hauptquartier der Demokraten, berichteten die "Philadelphia News".
Selbst die sonst eher verschlafene Hauptstadt Washington wurde vom Überschwang der Gefühle erfasst. Vor dem Weißen Haus versammelten sich Tausende überwiegend junger Menschen, die nur eine Botschaft an George W. Bush hatten: "Get out, get out!" (raus hier, raus hier!). Zehntausende strömten auf die Pennsylvania Avenue und allen schien die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, dass die Ära des ungeliebten Präsidenten nach acht Jahren endlich zu Ende geht.
"Yes we did"
Der Obama-Slogan "Yes we can" (Wir schaffen das) verwandelten die feiernden Massen in "Yes we did" (Wir haben es geschafft). "Das ist ein Traum", sagte Edward Jackson im Freudentaumel. "Ich bin so stolz auf mein Land", so Kyra Petersen. "Dies ist ein unglaublicher Moment unserer Zeit - und er kommt nur einmal im Leben einer Generation", sagte der Verkäufer George Page. "Das ist ein magischer Augenblick".
Sie verfolge seit 1970 die Präsidentschaftswahlen und noch nie habe sie solche Autokorsos nach einer Wahl gesehen, sagte Paula Howard. Als im Fernsehen die Entscheidung bekanntgegeben wurde, sei sie "baff" gewesen. Danach habe es für sie nur noch ein Ziel gegeben: "Ab zum Weißen Haus - Barack Obamas neuem Zuhause". Mit Trompeten, Gitarren und Jubelgesängen feierten Jugendliche - und scherten sich nicht um die sonst so strengen Sicherheitsvorkehrungen - einige erklommen den Zaun am Weißen Haus, ohne dass die Polizei eingriff.
Freude über den Wandel
Im ganzen Land hatte es Wahlpartys gegeben - und bei den Demokraten herrschte schon sehr früh an diesem historischen Wahlabend eine ausgelassene Stimmung. Der Enthusiasmus sprühte wie selten zuvor bei einer Präsidentschaftswahl. Besonders groß aber war die Begeisterung laut der US-Fernsehsender in den Schwarzenvierteln der großen Städte. In Atlanta feierten die Menschen an der Geburtsstätte des großen Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. die geschichtsträchtige Entscheidung der US-Wähler. "Meine Mutter sagte mir, ich solle wählen und ich habe es getan. Das Weiße Haus gehört nun mir, uns allen, Wandel war auf dem Weg, nun ist er da", jubilierte die Afro-Amerikanerin Chantelle Williams in Washington.
Der Hauptstadt Washington steht nun eine der größten Feste der Geschichte bevor. 240.000 Karten für die Wahlpartys wird es nach einem Bericht der "Washington Post" für den 20. Januar 2009 geben, dem Tag, wenn Barack Obama vor dem Kapitol seinen Amtseid ablegen wird - vor rund 30.000 Zuschauern, unter denen sich fast alle befinden werden, die Rang und Namen in den USA haben.
Quelle: ntv.de