Kanada und EU einig Treibhausgase halbieren
04.06.2007, 17:40 UhrKurz vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm ist Kanada auf das Ziel von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Festlegung klarer Klimaziele einen Schritt zugegangen. Bei einem Treffen mit Merkel in Berlin verpflichtete sich der kanadische Ministerpräsident Stephen Harper zu einer langfristigen Verringerung der Treibhausgas-Emissionen.
Sie sollten bis 2050 um mindestens die Hälfte reduziert werden, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Beide Seiten liegen allerdings bei den Ausgangspositionen für die Anstrengungen weiter deutlich auseinander. Die Regierung in Ottawa besteht als Vergleichsbasis für die Reduzierung auf dem Jahr 2006. Nach EU-Ansicht soll als Messlatte bereits das Jahr 1990 gelten.
Merkel zeigte sich mit dem Ergebnis trotzdem zufrieden. Man sei sich einig, dass die Festlegung der Klimaziele in einem UN-Prozess erfolgen solle. Dies schließe Aktionen von einzelnen Ländern wie den USA oder China nicht aus. Die Kanzlerin erwartet noch "harte Verhandlungen" mit Peking beim Klimaschutz.
Bei dem Treffen mit Harper wurde weiter vereinbart, dass sich Kanada an der EU-Polizeimission in Afghanistan beteiligt. Beide Seiten sprachen sich für unverzügliche Schritte zur Beendigung der Kämpfe und des menschlichen Leids in der sudanesischen Provinz Darfur aus. Die Regierung in Ottawa will eine Befreiung aller EU-Bürger von der Visapflicht prüfen
Die Europäische Union hat die USA erneut zur Unterstützung ihrer Klimaschutzziele aufgerufen. Zwei Tage vor Beginn des G-8-Gipfels betonte EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, die Welt brauche bindende, messbare und umsetzbare Vorgaben zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Die Initiative von US-Präsident George Bush sei ebenso wie das von China angekündigte Klimaprogramm ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Zugleich müssten die USA in Heiligendamm aber auch die Chance nutzen, einen Beitrag zum UN-Klimaschutz-Prozess zu leisten.
Das Dach der Vereinten Nationen müsse die gemeinsame Grundlage für weltweite Anstrengungen im Kampf gegen die Erderwärmung bleiben, betonte Barroso. Es dürfe nicht dazu kommen, dass das Engagement der USA als Konkurrenz zu den UN-Bemühungen verstanden werden könne. Vielmehr müssten die Amerikaner einen aktiven Beitrag zum UN-Prozess leisten. "Nicht jedes Land muss auf gleiche Weise handeln, aber wir müssen alle unter einem Schirm handeln", unterstrich Barroso die europäische Position.
Langfristiges Klimaziel
Bush hatte sich vergangene Woche erstmals zur Notwendigkiet gemeinsamer Klimaschutzziele bekannt. Zugleich hatte der US-Präsident angekündigt, die 15 größten Treibhausgas-Verursacher zu Konferenzen außerhalb des UN-Rahmens in die USA einzuladen. Dies würde aus europäischer Sicht auf eine Schwächung des Kyoto-Klimaprozesses unter dem Dach der Vereinten Nationen hinauslaufen.
Barroso betonte nach dem Treffen mit Klimaschutzexperten aus zahlreichen Ländern, von Heiligendamm müsse eine deutliche Unterstützung für die Klimakonferenz der UN-Umweltminister in Bali ausgehen, bei der erste Schritte für das Kyoto-Nachfolgeabkommen erarbeitet werden sollen. Zudem müsse es ein langfristiges Klimaziel geben und die Selbstverpflichtung, bis 2009 ein Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll zu verabschieden, das 2012 ausläuft.
WWF sieht Chance
Die Umweltstiftung WWF erklärte, sie halte einen Erfolg beim Klimaschutz auf dem G8-Gipfel trotz der fehlenden verbindlichen Signale der USA für möglich. "Die Staatschefs der Welt haben sich mit dem Thema noch nie zuvor so beschäftigt wie jetzt", sagte die Leiterin des Klimareferats von WWF Deutschland, Regine Günther. "Es als Scheitern zu bezeichnen, nur weil man die USA nicht an Bord bekommt, halte ich für falsch."
Es reiche allerdings nicht, es als Erfolg zu werten, wenn die USA zu Verhandlungen unter dem Dach der UN gebracht würden, sagte Günther. Die USA hätten die Klimarahmenkonvention der UN bereits verabschiedet.
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen warnte Merkel vor dem G8-Gipfel vor einem Einknicken in der Klimapolitik. Sie müsse am Ziel festhalten, die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 50 Prozent zu senken.
Quelle: ntv.de