Nach umstrittener Rede Trump erfindet Lob-Anruf von Pfadfindern
02.08.2017, 09:15 Uhr
Kritik und Spott erntete Trump nach seiner Rede vor Pfadfindern.
(Foto: AP)
Eine Rede von US-Präsident Trump vor Pfadfindern ruft in den USA gemischte Reaktionen hervor. Trump betont jedoch, der Chef der Pfadfinder habe die Rede als "beste aller Zeiten" bezeichnet. Das Problem: Die Pfadfinder wissen davon gar nichts.
Dass US-Präsident Donald Trump es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Ein weiterer Vorfall bestätigt dieses Bild: Trump hatte gegenüber dem "Wall Street Journal" behauptet, nach seiner politisch aufgeheizten Rede vor rund 40.000 Pfadfindern im US-Bundesstaat West Virginia habe er einen Anruf vom Chef der Pfadfinder erhalten. Dieser habe ihm versichert, Trumps Rede vor Pfadfindern sei "die beste aller Zeiten" gewesen.
Doch bei der Geschichte gibt es einen Haken: Denn die Führung der Pfadfinder weiß von keinem Telefonanruf an Trump, wie das Magazin "Time" berichtet. Vielmehr verwies die Pfadfinder-Führung auf eine öffentliche Mitteilung des obersten Pfadfinders, Michael Surbaugh, vom 27. Juli. In dieser hatte sich Surbaugh bei all jenen entschuldigt, die sich von Trumps Rede beleidigt oder beunruhigt gefühlt hatten. Dies sei nie die Absicht der Organisatoren gewesen.
Den Präsidenten hatte Surbaugh in seiner schriftlichen Stellungnahme nicht beim Namen genannt. Er hatte aber betont, seine Organisation sei politisch unabhängig und habe eine lange Tradition, den jeweils amtierenden Präsidenten einzuladen.
Trump weist "gemischte Reaktion" zurück
Gegenüber dem "Wall Street Journal" hatte sich Trump zudem verärgert über die Einschätzung gezeigt, dass die Reaktionen auf seine Rede hinterher als "gemischt" bezeichnet wurden. "Da gab es keine Mischung. Es gab Standing Ovations von dem Zeitpunkt, an dem ich die Bühne betrat bis zu dem, als ich sie wieder verließ und noch fünf Minuten, nachdem ich schon verschwunden war."
In der Tat war Trump während seiner Rede vor den Pfadfindern große Begeisterung entgegengeschlagen. Allerdings hatte sich die Anmerkung der Journalisten auf die Reaktionen nach dem Auftritt bezogen. So wurde die Seite der Pfadfinder-Organisation bei Facebook von verärgerten und wütenden Kommentaren überflutet. Viele Nutzer, darunter Eltern von Pfadfindern, bezeichneten es als unangemessen, dass der Präsident den Auftritt für Attacken auf die Medien, seinen Amtsvorgänger Barack Obama und seine Wahlkampfrivalin Hillary Clinton genutzt hatte.
Quelle: ntv.de, kst