Politik

Krieg in Mali Truppen vor Timbuktu gesichtet

Rund um Diabali patrouillieren Militärfahrzeuge: Malische Truppen versuchen die Städte in der Landesmitte zu sichern, die bereits zurückerobert wurden.

Rund um Diabali patrouillieren Militärfahrzeuge: Malische Truppen versuchen die Städte in der Landesmitte zu sichern, die bereits zurückerobert wurden.

(Foto: dpa)

Die historische Wüstenstadt Timbuktu gleicht seit Tagen einer Geisterstadt. Nun stehen offenbar französisch-malische Truppen vor den Toren der Stadt. Islamistische Kämpfer bleiben allerdings nicht untätig - sie sprengen eine strategisch wichtige Brücke ins Nachbarland Niger.

Bei ihrem Vormarsch in den Norden Malis sind französische und einheimische Truppen offenbar bis kurz vor Timbuktu vorgerückt. Timbuktu galt einst als sagenumwobene Wüstenstadt und "islamische Hauptstadt der Weltkultur". Ein Augenzeuge erklärte, ein Konvoi aus Hunderten Fahrzeugen bewege sich vom nahe liegenden Ort Lere aus auf die Weltkulturerbe- Stadt zu. "Unsere Truppen haben versprochen, dass sie heute Abend in Timbuktu schlafen gehen werden", sagte ein Soldat. Kampfjets hatten bereits vor wenigen Tagen Stellungen der Islamisten in dem Gebiet angegriffen.

Die Rebellen waren offenbar vor den Angriffen geflohen. Timbuktu gleiche einer Geisterstadt, mit den Islamisten hätten auch viele Einwohner die berühmte Stadt verlassen, sagte ein Vertreter der Stadtverwaltung, Moctar Ould Kery. Ein Einwohner bestätigte seinen Bericht; "seit drei Tagen gibt es schon keinen Strom und kein Trinkwasser", sagte er. Nach Angaben eines Sicherheitsvertreters versuchen die Islamisten, sich "in der Region von Kidal" im äußersten Nordosten des Landes neu zu ordnen.

Hombori befreit

Die französischen Luftangriffe zeigen Erfolge. Die Rebellen sind offenbar aus Timbuktu geflohen.

Die französischen Luftangriffe zeigen Erfolge. Die Rebellen sind offenbar aus Timbuktu geflohen.

(Foto: stepmap.de)

Bei ihrem Vorrücken in Richtung Norden wurde die Stadt Hombori erobert. Die Regierungstruppen hätten den rund 160 Kilometer südlich der strategischen Stadt Gao liegenden Ort bereits am Donnerstag von Islamisten befreit, sagte Armeesprecher Diarran Kone.

"Wir sind in Hombori und wir werden weiter voranmarschieren", erklärte der Oberst. Aber von einem Sieg könne erst dann die Rede sein, wenn alle Menschen in Mali wieder frei seien. Diarran hatte vor wenigen Tagen betont, dass die Truppen bei ihrer Offensive in Richtung Nord-Mali jede Woche 100 Kilometer vorrücken wollten.

Islamisten zerstören wichtige Brücke

Derweil haben islamistische Kämpfer im Norden des Landes eine strategisch wichtige Brücke ins Nachbarland Niger gesprengt, wo sich afrikanische Truppen zu einem Vorstoß in das Konfliktgebiet sammeln. Die Brücke auf der Straße in die malische Stadt Gao sei in der Nacht zum Freitag zerstört worden, hieß es aus übereinstimmenden Quellen. "Niemand kommt mehr durch, um nach Niger oder Richtung Gao zu kommen", sagte Abdou Maiga, Eigentümer eines Transportunternehmens. Ein Vertreter der nigrischen Sicherheitskräfte bestätigte die Sprengung.

Die Islamisten, die seit April den Norden Malis kontrollieren, waren vor zwei Wochen überraschend Richtung Süden vorgerückt. Um einen weiteren Vormarsch zu stoppen, hatte Frankreich militärisch eingegriffen. Inzwischen gelang es malischen und französischen Truppen, mehrere Städte im Zentrum zurückzuerobern. Vom Niger aus sollen afrikanische Soldaten der Internationalen Unterstützungsmission für Mali (MISMA) demnächst eine neue Front gegen die Islamisten in Mali eröffnen. 2000 Soldaten aus dem Tschad und 500 aus Niger sind deswegen auf dem Weg in die Stadt Ouallam nahe der malischen Grenze.

Deutsche sind einverstanden

Knapp die Hälfte der Deutschen hält das Engagement der Bundeswehr im Krisenland Mali einer Umfrage zufolge für ausreichend. 45 Prozent finden es gerade richtig, dass sich Deutschland mit zwei Transportflugzeugen am internationalen Militäreinsatz beteiligt. 15 Prozent fordern ein stärkeres Engagement, 6 Prozent auch eine Beteiligung mit Kampftruppen. 36 Prozent sind der Meinung, Deutschland solle sich gar nicht an dem Einsatz beteiligen. Das geht aus dem am ZDF-"Politbarometer" hervor, für das die Forschungsgruppe Wahlen 1249 Wahlberechtigte befragt hat.

Mali im Zentrum des AU-Gipfels

Die Militäroffensive gegen Islamisten in Mali sowie weitere afrikanische Krisenherde stehen am Sonntag und Montag im Mittelpunkt des 20. Gipfeltreffens der Afrikanischen Union (AU). In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs des Kontinents erwartet.

Darunter sind der südafrikanische Präsident Jacob Zuma und die liberianische Staatschefin und Friedensnobelpreisträgerin Ellen Johnson-Sirleaf. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon will an den Krisengesprächen teilnehmen.

Der Gipfel steht unter dem Thema "Panafrikanismus und afrikanische Renaissance". Jedoch glauben Beobachter, dass sich der Großteil der Treffen auf die Lage in Mali und den seit Monaten geplanten afrikanischen Militäreinsatz AFISMA konzentrieren werden, dessen Finanzierung noch nicht gesichert ist.

Quelle: ntv.de, dsi/dpa/AFP

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