US-Bedenken egal Türkei bereitet Einsatz vor
25.10.2007, 09:19 UhrDie Türkei hat deutlich gemacht, dass sie sich bei ihrem Vorgehen gegen die Kurden-Rebellen im Nordirak nicht von Bedenken der USA beeinflussen lassen wird. Auch wenn die US-Regierung gegen einen grenzüberschreitenden Militäreinsatz sei, werde sein Land selbst entscheiden, ob dieser durchgeführt werde oder nicht, sagte der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan während eines Besuchs in Rumänien.
Er wünsche sich ein gemeinsames Vorgehen mit den Vereinigten Staaten gegen die Terroristen. Ob er damit eine gemeinsame Militäroperation meinte, ließ Erdogan offen.
US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte sich beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister erneut gegen einen Militäreinsatz gewandt. Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll, sagte Gates im niederländischen Noordwijk. Bevor US-Streitkräfte, irakische oder türkische Soldaten Luftangriffe oder eine Offensive am Boden planten, müssten Geheimdienste erst mehr über die Stellungen der PKK herausfinden, erklärte Gates.
Rice in Ankara erwartet
US-Außenministerin Condoleezza Rice will nächste Woche nach Ankara reisen, um mit Erdogan and Präsident Abdullah Gül zu sprechen. Danach werde sie in Istanbul an einem internationalen Treffen zum Irak teilnehmen, teilte das Außenministerium in Washington mit.
Die US-Regierung ruft Ankara seit Wochen zur Zurückhaltung im Vorgehen gegen die PKK-Rebellen auf. Allerdings betont Washington auch, die Führung im Irak müsse gegen die Kurdenrebellen vorgehen. "Die Iraker müssen sich ernsthaft mit diesem Problem befassen", hatte Rice am Mittwoch vor einem Ausschuss im US-Abgeordnetenhaus.
Auch Irak sucht Lösung
Die irakische Regierung bemüht sich unterdessen intensiv darum, einen türkischen Angriff im Nordirak abzuwenden. Irakische Medien meldeten, eine Regierungsdelegation aus Bagdad wolle in den kommenden Stunden nach Ankara reisen, um die türkische Regierung davon zu überzeugen, dass eine Offensive gegen die PKK-Lager im Nordirak nicht notwendig sei.
Türkische und irakische Diplomaten sollten im Laufe des Tages in Ankara über Maßnahmen gegen die Kurden-Rebellen beraten, die einen Militäreinsatz verhindern könnten. Die Türkei bereitet derzeit eine militärische Offensive gegen PKK-Kämpfer vor, die den Nordirak als Rückzugsgebiet nutzen. An der Grenze zum Irak hat das Nato-Mitgliedsland dafür mittlerweile bis zu 100.000 Soldaten zusammengezogen.
Angriff zurückgeschlagen
Zuvor war aus türkischen Sicherheitskreisen bekannt geworden, dass Soldaten an der Grenze zum Irak einen Angriff von bis zu 40 kurdischen Rebellen zurückgeschlagen haben. Der Angriff am Mittwochabend habe sich gegen Sicherheitskräfte in der Gebirgsprovinz Hakkari gerichtet, hieß es. Diese hätten den Überfall mit Panzern und Artillerie abgewehrt. Nach heftigen Kämpfen hätten sich die PKK-Rebellen in den Nordirak zurückgezogen.
Bei Angriffen der PKK im Grenzgebiet waren in den vergangenen Wochen Dutzende türkische Soldaten getötet worden. Das türkische Parlament gab der Regierung deshalb grünes Licht für einen grenzüberschreitenden Militärschlag gegen die schätzungsweise 3.500 PKK-Kämpfer im Nordirak. Der Norden des Iraks ist bislang eine der stabilsten Regionen des Landes.
Quelle: ntv.de