Politik

Militärhilfe für Kurden Türkei droht dem Assad-Regime

Türkische Truppen beschießen Ziele in der nordsyrischen Enklave Afrin.

Türkische Truppen beschießen Ziele in der nordsyrischen Enklave Afrin.

(Foto: AP)

Syriens Vorhaben, auf der Seite der Kurdenmiliz YPG in den Kampf gegen die Türkei einzugreifen, sorgt in Ankara für eine heftige Reaktion. Präsident Erdogan droht der Assad-Regierung mit Konsequenzen. Die YPG wird auch von den USA unterstützt.

Die Türkei hat die Ankündigung einer militärischen Zusammenarbeit zwischen der syrischen Kurdenmiliz YPG und der Regierung in Damaskus scharf kritisiert. Sollte es zu solch einer Vereinbarung kommen, müsse die Führung von Staatschef Baschar al-Assad die Konsequenzen tragen, wurde der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan vom Sender CNN Türk zitiert. Außenminister Mevlüt Cavusoglu drohte, türkische Soldaten würden auch gegen syrische Truppen vorgehen.

Entgegen einer Meldung der syrischen Nachrichtenagentur Sana kamen nach den Worten eines YPG-Kommandeurs noch keine syrischen Regierungstruppen in die zwischen Kurden und der türkischen Armee umkämpfte Provinz Afrin. Ein Anführer der YPG schloss auch nicht aus, dass die geplante formelle Verkündung der Übereinkunft mit der Assad-Regierung auf Druck des Auslands verschoben werden könnte.

Erdogan habe in einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesagt, wenn es zu der Vereinbarung zwischen Assad und der YPG komme, müsse die syrische Regierung die Folgen tragen, berichtete CNN Türk. Die türkische Offensive werde wie geplant weitergehen. Außenminister Cavusoglu sagte in der jordanischen Hauptstadt Amman sollten die syrischen Truppen kommen, um die YPG zu vertreiben, sei das kein Problem. "Wenn sie kommen, um die YPG zu verteidigen, dann kann niemand und nichts uns oder die türkischen Soldaten stoppen."

Die syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, die ersten regierungsnahen Milizen würden in wenigen Stunden in Afrin eintreffen. Ein YPG-Kommandeur erklärte jedoch später, am Montag seien keine Truppen eingetroffen. Es könne sein, dass die Vereinbarung wegen äußeren Drucks nicht zustande komme.

Kurden wollen jede helfende Hand ergreifen

Die Türkei ist im Januar in das Nachbarland einmarschiert, um die aus ihrer Sicht terroristische YPG zu bekämpfen und eine Sicherheitszone an der Grenze zu schaffen. Die auch von den USA unterstützte YPG hat sich an Assads Regierung mit der Bitte um Militärhilfe gewandt und am Sonntag bekanntgegeben, dass sie ihre Kräfte mit den Regierungstruppen bündeln wolle. Die syrische Armee werde Grenzposten in der Region Afrin stationieren, sagte der ranghohe Kurdenvertreter Badran Jia Kurd. Die Vereinbarung sei zunächst rein militärisch.

Das Verhältnis der syrischen Regierung zu den Kurden im Norden des Landes ist ambivalent. In dem Bürgerkrieg haben beide Seiten direkte militärische Zusammenstöße weitgehend vermieden und zeitweise gemeinsam gegen Extremistengruppen gekämpft. Unterschiedliche Vorstellungen haben sie über die Zukunft Syriens. Assad will das gesamte Land wieder unter seine Kontrolle bringen. Die Kurden beherrschen inzwischen aber große Gebiete im Norden des Landes und wollen diese nicht aufgeben. Geeint sind sie aber im Widerstand gegen die Türkei. Diese betrachtet die YPG als terroristische Organisation mit Verbindungen zur Kurdischen Arbeiterpartei PKK, die für Autonomie der Kurden in der Türkei kämpft.

Die YPG wird auch von den USA unterstützt, die sie für den Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) ausrüsten. Bei der YPG und den mit ihr verbündeten Milizen sind auch US-Soldaten und -Berater tätig. Damit könnte es in Nordsyrien zu einer direkten Konfrontation zwischen den Nato-Partnern Türkei und USA kommen.

Lawrow kündigt Vernichtung der Nusra-Front an

In der syrischen Provinz Idlib bekämpfen syrische Truppen mit Unterstützung der russischen Armee Rebellen unter Führung der extremistischen Nusra-Front, einem Ableger der Al-Kaida. Kriegsbeobachter berichten immer wieder über zahlreiche zivile Opfer in dem Kampf.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow wies Forderungen aus dem UN-Sicherheitsrat zurück, die Offensive in Idlib einzustellen. Solche Forderungen würden lediglich dieser "terroristischen Struktur" helfen, wurde Lawrow von der Nachrichtenagentur RIA zitiert. Westliche Staaten sollten ihre Einflussmöglichkeiten nutzen, um deren Mitglieder zu disziplinieren. Andernfalls werde die Gruppe vernichtet.

Heftige Kämpfe gibt es derzeit auch um die von Islamisten kontrollierte Enklave Ost-Ghuta nahe der Hauptstadt Damaskus, die von Regierungstruppen schon seit 2013 belagert wird. Bei Luft- und Artillerieangriffen der Armee seien innerhalb von 24 Stunden dort mehr als 70 Menschen getötet worden, berichtete die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte. In dem Gebiet lebten einst 400.000 Menschen.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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