Politik

Aufarbeitung der Kurden-Morde Türkei klagt Offizier an

Ein Oberst der türkischen Armee muss sich wegen der Ermordung von 20 mutmaßlichen Sympathisanten der kurdischen Rebellengruppe PKK vor Gericht verantworten.

Tausende Kurden demonstrieren in Diyabakir für mehr Rechte. Die seit Monaten engekündigten Reformen sind bisher ausgeblieben.

Tausende Kurden demonstrieren in Diyabakir für mehr Rechte. Die seit Monaten engekündigten Reformen sind bisher ausgeblieben.

(Foto: dpa)

Dem Offizier Cemal Temizöz wird vorgeworfen, in den Jahren 1993 bis 1997 im südostanatolischen Kurdengebiet eine Todesschwadron geführt zu haben. Die Anklage fordert für Temizöz und sechs weitere Angeklagte lebenslange Haft. Der Prozess im südostanatolischen Diyarbakir begann unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.

In den neunziger Jahren, dem Höhepunkt des Krieges zwischen der türkischen Armee und der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), waren im Kurdengebiet viele Menschen spurlos verschwunden und zu Opfern außergerichtlicher Hinrichtungen geworden.

Die Truppe von Temizöz soll mutmaßliche PKK-Anhänger festgenommen und verhört haben. Einige der Festgenommenen wurden laut Anklage ermordet und anschließend verscharrt. Dieses dunkle Kapitel des Kurdenkrieges war in der Türkei lange Zeit ein Tabu. Erst bei Grabungen in diesem Frühjahr waren Knochenreste mutmaßlicher Opfer gefunden worden. Im Prozess gegen Temizöz fordert die Anklage lebenslange Haft ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung, die Höchststrafe seit der Abschaffung der Todesstrafe im Jahr 2002.

Die juristische Aufarbeitung der Morde ist auch für die türkische EU-Bewerbung von großer Bedeutung, denn Anklagen gegen Armee-Angehörige wegen mutmaßlicher Übergriffe sind neu für die Türkei. Menschenrechtler gehen von mindestens 3000 ungeklärten Morden im Kurdengebiet aus. Insgesamt starben im 1984 begonnenen Krieg zwischen der Armee und der PKK bisher rund 45.000 Menschen.

Die türkische Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat jüngst mehr Rechte für die kurdischen Volksgruppe angekündigt. Damit soll auch der 25 Jahre dauernde Konflikt mit der PKK beenden werden.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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