Armenier-Streit Türkei sauer auf USA
12.10.2007, 08:20 UhrDer Streit um die Massaker an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs hat zu einer ernsten Belastungsprobe der Beziehungen zwischen der Türkei und den USA geführt. Die Türkei beorderte ihren Botschafter in Washington zu Beratungen über eine im US-Repräsentantenhaus verabschiedete Resolution nach Ankara zurück. Außenminister Ali Babacan warnte vor einer Verschlechterung der Beziehungen, sollte der US-Kongress die Resolution annehmen. "Dies wäre ein schwerer Schlag gegen alle Aspekte unserer Beziehungen und würde unsere strategische Kooperation überschatten", sagte er am Abend in Ankara.
In der Resolution des Auswärtigen Ausschusses des US- Repräsentantenhauses wird der Tod hunderttausender Armenier am Ende des Osmanischen Reiches als Völkermord angeprangert. Der Vorwurf des Genozids wird von der Türkei heftig bestritten. Je nach Schätzungen kamen bei den Massakern 1915/16 zwischen 200 000 und 1,5 Millionen Armenier ums Leben.
Der türkische Botschafter Nabi Sensoy wurde nach Angaben seines Außenministeriums zu knapp einwöchigen Konsultationen nach Ankara beordert. "Wir werden unseren Botschafter nicht abberufen", sagte Außenamtssprecher Levent Bilman am Abend in Ankara, wie der britische Seder BBC berichtete. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Tom Casey, sagte dass die USA ihrerseits nicht vorhätten, ihren Botschafter aus der Türkei zurückzurufen. "Wir wollen gewiss weiterhin ein gutes positives Verhältnis mit der türkischen Regierung haben", sagte Casey.
Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül hatte am Donnerstag mit scharfer Kritik auf die Resolution reagiert. Die Resolution sei nicht akzeptabel, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu Gül. Politiker in den USA hätten bedeutsame Angelegenheiten für innenpolitische Spielchen geopfert, warnte er.
Der mehrheitlich mit Demokraten besetzte Ausschuss hatte am Mittwochabend mit 27 zu 21 Stimmen für die Vorlage gestimmt. US- Präsident George W. Bush fürchtet wegen der als wahrscheinlich angesehenen Annahme der Resolution im US-Kongress eine Verschlechterung der Beziehungen zum NATO-Partner Türkei.
Auf Grund der Empfehlung des Auswärtigen Ausschusses wird nun das US-Repräsentantenhaus abstimmen. Auch im US-Senat ist eine entsprechende Resolution geplant.
Quelle: ntv.de