Nach Jet-Abschuss durch Syrien Türkei schaltet Nato ein
24.06.2012, 15:22 Uhr
Die F-4 gilt heute als weitgehend veraltet. Die erste Maschine dieses Typs machte Ende der 50er-Jahre ihren ersten Testflug. Heute wird die F-4 vor allem für Aufklärungsmissionen genutzt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Syrien schoss den türkischen Kampfjet in internationalem Luftraum ab. Das behauptet zumindest Ankara. Damit spitzt sich die Lage heftig zu: Die Türkei sieht sich gewzungen, die Nato in den Konflikt einzuschalten. Und Syrien schärft sicherheitshalber schonmal sein verbales Waffenarsenal.
Die diplomatische Krise zwischen der Türkei und Syrien schwillt auf globale Dimensionen an. Die Syrer schossen den türkischen Kampfjet am Freitag auf einem Übungsflug in internationalem nicht in syrischem Luftraum ab. Das behauptet zumindest der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu. Ankara schaltet nun die Nato ein.
"Unseren Erkenntnissen zufolge wurde unser Flugzeug in internationalem Luftraum abgeschossen, 13 Seemeilen vor der syrischen Küste", sagte Davutoglu dem staatlichen Fernsehsender TRT. Der unbewaffnete Jet sei auf einer Mission zur Überprüfung eines Radarsystems unterwegs gewesen. "Es gab keine Operation gegen Syrien. Das Flugzeug war nicht bewaffnet", versicherte Davutoglu.
"Keiner darf die Sicherheit der Türkei bedrohen"
Das ohnehin schon heftig angespannte Verhältnis der beiden Länder spitzt sich dadurch weiter zu. "Keiner darf die Sicherheit der Türkei bedrohen", sagte Davutoglu und berief sich auf Artikel 4 des Nato-Vertrags. Der Artikel sieht ein Treffen des NATO-Rates vor, wenn ein Bündnispartner seine territoriale Integrität, politische Unabhängigkeit oder Sicherheit bedroht sieht. Davutoglu kündigte die Sitzung für Dienstag an.
Der äußerste denkbare Schritt Ankaras wäre danach, den Bündnisfall aufzurufen – also auf den militärischen Beistand der Mitglieder der Nordatlantik-Allianz zu pochen. Davon war bisher aber nicht die Rede.
Während am Samstag noch beide Seite um mäßigende Worte rangen, verschärfte jüngst auch Syrien seinen Ton. Die Regierung in Damaskus wies Medienberichte zurück, nach denen sie sich bei Ankara entschuldigt habe. "Die syrischen Streitkräfte waren über syrischem Gebiet, als sie den Jet abgeschossen haben", versicherte ein Sprecher des Außenministeriums nach Angaben der regierungsnahen Internetseite "Syria Now". "Wir hegen keine feindlichen Absichten gegen die Türkei." Vielmehr habe die syrische Luftwaffe die Souveränität ihres Landes verteidigt.
Anruf aus Teheran
Dass der Zwischenfall auch vor dem Nato-Treffen längst nicht mehr nur Ankara und Damaskus betrifft, zeigt, dass sich jüngst auch der Iran in den Konflikt einschaltete, ein enger Verbündeter Syriens, der wegen seines Atomprogramms den Zorn etlicher Mitglieder der Nordatlantik-Allianz auf sich zieht. Außenminister Ali Akbar Salehi sah sich gezwungen, seinen türkischen Amtskollegen anzurufen und ihn an die Bedeutung einer friedlichen Lösung des Konfliktes zu erinnern.
Türkische Einsatzkräfte haben derweil offenbar das Wrack der abgeschossenen F-4 geortet. Es liege in einer Tiefe von rund 1000 Meter, berichtet die türkische Tageszeitung "Zaman". Fraglich ist, ob sich auch die beiden Piloten 1000 Meter unter dem Meersspiegel befinden.
Quelle: ntv.de, ieh/dpa/rts/AFP