Politik

"Rassistischer Angriff darf nicht ungestraft bleiben" Türkischer Minister sagt NSU-Opfern Hilfe zu

Davutoglu sieht Deutschland in der Pflicht.

Davutoglu sieht Deutschland in der Pflicht.

(Foto: dpa)

Die rechtsextremistischen Morde an acht türkischstämmigen Unternehmern und der NSU-Prozess sorgen in der Türkei für Empörung. Nun trifft sich der türkische Außenminister Davutoglu mit Angehörigen der NSU-Opfer und verspricht ihnen Hilfe.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu hat den türkischen Angehörigen der NSU-Mordopfer bei einem Treffen in Berlin die Rückendeckung Ankaras zugesagt. "Der Minister hat gesagt, dass die Türkei in diesem Prozess hinter uns steht und nicht zulassen wird, dass das Verfahren von der Tagesordnung rutscht", sagte K erim Simsek, dessen Vater Enver im Jahr 2000 das erste Opfer der rechten Terrorzelle wurde.

Ein Diplomat des türkischen Außenministeriums bestätigte den Inhalt der Gespräche und fügte hinzu, Davutoglu habe betont, "dass es sich um einen rassistischen Angriff handelt, der nicht ungestraft bleiben darf". Die Türkei werde "alles für ein faires Verfahren tun" und die Rechte der Angehörigen schützen.

Davutoglu traf die Hinterbliebenen der NSU-Opfer in der türkischen Botschaft in Berlin. Unter den zehn Todesopfern, deren Ermordung dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zur Last gelegt wird, sind acht türkischstämmige Kleinunternehmer.

Empörung über deutsche Regierung

"Wir können nicht alle Deutschen für die Morde verantwortlich machen. Das würde nicht zu unserem Gerechtigkeitssinn passen", sagte der Außenminister weiter. Er habe zunächst die Einschätzung der deutschen Behörden zu der Mordserie geteilt, wonach die Täter womöglich im türkischen Milieu zu vermuten seien. "Was uns aufregt ist, dass die deutsche Regierung nicht einsehen konnte, dass eine rassistische Bande aus der deutschen Gesellschaft hervorgegangen ist", sagte Davutoglu.

Ähnlich wie Regierungschef Recep Tayyip Erdogan bei einem Deutschland-Besuch vor einigen Jahren machte der Außenminister einen großen Unterschied zwischen Integration und Assimilation der in Deutschland lebenden Türken. Jeder solle wissen, dass dies "zwei verschiedene Dinge sind", sagte Davutoglu. "Niemand kann uns assimilieren - unter keinen Umständen." Zugleich rief er die in Deutschland lebenden Türken auf, "ihre kulturelle Identität zu beschützen".

Eigentlicher Anlass des zweitägigen Besuchs von Davutoglu in Berlin ist der Beginn eines sogenannten strategischen Dialogs zwischen Deutschland und der Türkei, der künftig regelmäßig stattfinden soll. Davutoglu kommt dazu am Sonntag mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle zusammen.

Quelle: ntv.de, AFP

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