Israelis besetzen Bethlehem Tulkarem geräumt
25.05.2002, 13:16 UhrIsrael ist erstmals seit dem Ende der Belagerung der Geburtskirche vor zwei Wochen wieder mit Panzern und Soldaten in Bethlehem eingerückt. Soldaten in Geländewagen folgten bei der Militäroperation in der Stadt im Westjordanland am Samstag Panzer und gepanzerte Truppentransporter. Aus der Luft wurden die Soldaten von Kampfhubschraubern unterstützt.
Augenzeugen berichteten, es seien auch Schüsse gefallen. Die palästinensische Polizei teilte mit, die israelische Armee durchsuche Häuser im Umkreis von 200 Metern um den Krippenplatz, wo die Geburtskirche steht. Stunden zuvor hatte Israel seine Soldaten nach zweitägigen Razzien aus der palästinensischen Stadt Tulkarm im Westjordanland abgezogen.
Israels Armee hatte 39 Tage lang die Geburtskirche in Bethlehem belagert, in der sich Palästinenser verschanzt hatten. Am 10. Mai hob die Armee die Belagerung auf, nachdem sich 39 militante Palästinenser in der Kirche bereit erklärt hatten, in die Europäische Union beziehungsweise den Gaza-Streifen auszureisen.
Ein israelischer Armeesprecher bestätigte den Abzug aus Tulkarm und sagte, die Soldaten blieben rings um die Stadt postiert. Bei den Razzien, bei denen Israel nach eigener Darstellung nach militanten Palästinensern suchte, wurden ein israelischer Soldat getötet und elf weitere Menschen verletzt. Während die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge abzogen, wurde palästinensischen Augenzeugen zufolge ein elfjähriger Junge durch Schüsse israelischer Soldaten verletzt. Bereits am Freitag waren acht Palästinenser und zwei Soldaten verletzt worden.
Hamas stetzt Attentate fort
Die militante Palästinenserorganisation Hamas, auf deren Konto zahlreiche Selbstmordanschläge gehen, will auch künftig Attentate auf israelische Zivilisten verüben. Der Gründer und geistige Führer der Hamas, Scheich Ahmed Jassin, sagte der kuwaitischen Zeitung "Al Watan": "Ich bedauere derartige militärische Operationen gegen Zivilisten, aber wir tun dies, weil der zionistische Feind palästinensische Zivilisten angreift."
Jassin kritisierte erneut auch Palästinenserpräsident Jassir Arafat wegen seiner Aufforderung, auf Selbstmordanschläge gegen Zivilisten zu verzichten. "Kein Palästinenser sollte so etwas fordern."
Fischer fordert rasche Staatsgründung
Bundesaußenminister Joschka Fischer forderte in "Welt am Sonntag" die rasche Gründung eines Palästinenserstaates. Eine schnelle Ausrufung dieses Staates auf provisorischer Grundlage sei wichtig, um mit einem verbindlichen Zeitmechanismus dann die abschließenden Statusverhandlungen zu führen. Fischer reist am Mittwoch für mehrere Tage in den Nahen Osten.
Quelle: ntv.de